wie machen sie das?
: Die Reden­schreiberin

Hilde Malcomess, 56, war viele Jahre Journalistin und arbeitet seit 2004 als Rhetorikcoach und Redenschreiberin in Köln.

taz am wochenende: Menschen, die an Geburtstagen, Hochzeiten oder Familienfeiern eine Ansprache halten wollen oder müssen und sich dafür Unterstützung wünschen, wenden sich an Sie. Sie schreiben Reden für private Anlässe. Wie machen Sie das?

Hilde Malcomess: Ich telefoniere in der Regel eine Stunde mit dem Redner oder der Rednerin über das Brautpaar oder die Person, die geehrt werden soll. Nehmen wir mal den Klassiker, die Eltern von Braut oder Bräutigam. Da frage ich, was macht Ihre Tochter oder Ihren Sohn besonders, warum passt das Paar gut zusammen, welche Werte verbinden sie? Wichtig ist, dass ich am Ende nicht nur mit den reinen Daten dastehe, sondern mich gut in den oder die RednerIn einfühlen kann.

Eine Herausforderung ist da sicher, den Ton Ihrer KundInnen zu treffen.

Persönlichkeit kommt vor allem über die Sprache und die Stimme. Während ich mich mit den RednerInnen unterhalte, notiere ich Formulierungen, die mir typisch für die Person erscheinen. Das ist ganz wichtig. Ich brauche viel Einfühlungsvermögen, aber nicht so viel, dass ich die Außenansicht verliere. Ich muss immer auch mitdenken, wie die Rede für das Publikum wirkt, den Blick für das Ganze also bewahren.

Mit welchen Menschen haben Sie es zu tun?

Es gibt GesprächspartnerInnen, die sind gleich ganz offen, da fließt es sofort. Und es gibt andere, da muss ich richtig arbeiten, um an den Kern zu gelangen. Da höre ich Sätze wie „unsere Tochter, tollster Abschluss, alles wunderbar, Bräutigam aus bestem Haus“, aber bei einer Hochzeitsrede will so was natürlich niemand hören. Da will man hören, warum die Eltern ihre Tochter lieben, das sind ja nicht die Schulnoten. Und manchmal stellt sich raus, dass eben nicht alles gut ist, vielleicht etwas bedauert wird, es Risse in Beziehungen gibt. Und dann versuchen wir gemeinsam, das in der Rede auch ein bisschen abzubilden.

Was macht eigentlich eine gute Rede aus?

Kurze Sätze, konkret sprechen, klare Bilder benutzen und vor allen Dingen den Mut haben, sich als Redner oder Rednerin zu zeigen. Sich also nicht hinter den Fakten zu verstecken. Das machen ganz viele und da sage ich immer, dann können wir auch einen Bericht verschicken. Es geht um Persönlichkeit und das muss rüberkommen. Kurz, strukturiert und aufrichtig.

Und was sollte eine gute Rede bewirken?

Eine gute Rede bewirkt, dass die Leute gerne zuhören, dass die ZuhörerInnen die Person, um die es geht, wirklich kennenlernen und mit einer klaren Botschaft nach Hause gehen.

Interview: Leonie Gubela