Wettkampf für Vogelfans

Zugvogeltage im Nationalpark Wattenmeer

Menschen, die in Gummistiefeln auf einem Beobachtungsturm stehen und durch Spektive himmelwärts starren: So könnte ein Moment während der Zugvogeltage vom 10. bis zum 18. Oktober aussehen. Dann rauschen Vogelschwärme über die Köpfe der Menschen hinweg während ­Ornithologen die Artenvielfalt im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer erläutern.

Mit 250 Programmpunkten glänzen die Zugvogeltage auch unter Pandemiebedingungen. „Es sind ohnehin kleine Gruppen, die Veranstaltungen meistens im Freien, daher waren die Anpassungsarbeiten vergleichsweise gering“, sagt der Ornithologe Rune Michaelis. Sein persönliches Highlight ist der Aviathlon. Das ist ein Wettkampf, bei dem die an den Zugvogeltagen beteiligten Regionen antreten, um möglichst viele Vogelarten zu entdecken.

„Die Faszination für den Vogelzug soll geweckt werden“, so Michaelis. Besonders wichtig ist ihm, dass das Programm Menschen jeden Alters und Wissensstandes anspricht: Malwettbewerbe, der ­Aviathlon und wissenschaftliche Vorträge – all das findet seinen Platz. Dabei ist das Wattenmeer als Lebensraum und Brutort, auf den die Zugvögel angewiesen sind, Mittelpunkt jeder Veranstaltung. Ungefähr 40 Vogelarten sind direkt vom Wattenmeer abhängig. „Wenn es das Watt nicht mehr geben würde, dann könnten diese Arten so nicht mehr existieren“, sagt Michaelis. Als Beispiel dafür nennt er in Afrika überwinternde Arten. Denn diese fliegen von dort aus über das Wattenmeer in Richtung ihrer Brutorte in der Arktis.

Damit sie diese ungeheure Route durchhalten, müssen die Tiere im Wattenmeer ungestört Nahrung aufnehmen können. Inzwischen beeinflusst der Klimawandel bereits die Zugroute – auch das wird Thema bei den Zugvogeltagen sein. Dabei ist die Abhängigkeit von Zugvögeln und Watt wechselseitig. Auch das Wattenmeer als Ökosystem würde sich gravierend verändern, wenn die Zugvögel nicht regelmäßig zweimal im Jahr zu Gast wären. Leonie Theiding