die anderen über die wahl-konstellationen:
20cent aus Cottbus kommentiert: Was wäre, wenn heute Wahl wäre? Die Prognose-Institute präsentieren ständig neue Zahlen. Die erinnern an die Bundesliga-Tabelle: Schwarz-Gelb ist vorn, in der Vorrunde hat die Merkel-Truppe gepunktet. Aber wenn Rot-Grün seine Abwehrlücken schließt, ist für Schröders Team sogar noch der Titel drin. Nicht zu vergessen: Lafontaines Dunkelrote haben im Osten nur noch Heimspiele und den Uefa-Cup im Visier. Jeden Sonntag gibt es neue Zahlen. Die Folge: Die Akteure versuchen es mit der Brasilien-Taktik. Hier ein rhetorischer Seitfallzieher, dort ein thematischer Übersteiger. Hauptsache der Fan, äh Wähler, klatscht und kreuzt an. Doch keine falsche Hoffnung: Egal, wer im September das nationale Trikot anzieht, auf ihn warten viel stärkere Gegner. Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Lobbygruppen. Die vergangenen zwanzig Jahre haben gezeigt, dass deren Abwehrriegel kaum zu knacken sind.
Der Südkurier aus Konstanz sieht es so: Nicht nur Angela Merkel schaudert beim Gedanken an eine große Koalition. Sie wäre dann ja immerhin die erste Kanzlerin der Bundesrepublik. Alpträume muss aber die SPD bekommen. In einer Verbindung mit CDU/CSU wären die Sozialdemokraten Juniorpartner und müssten einen härteren Reformkurs als Schröders Agenda 2010 mitgehen. Die SPD am Gängelband der Union? Eine bessere Steilvorlage gibt es gar nicht für die neue Linkspartei.
Die Bild am Sonntag schreibt: Es geht am 18. September darum, ob Angela Merkel eine starke oder eine schwache Kanzlerin wird. Schwach wird sie, wenn Union und FDP nicht die Mehrheit bekommen, wenn sie mit der Nach-Schröder-SPD koalieren muss. Diese Regierung der faulen Kompromisse könnte im Bundesrat von den Unions-Ministerpräsidenten nach Belieben vorgeführt werden. Das Land würde so schwunglos regiert wie zuletzt. Stark wird Angela Merkel, wenn es für CDU/CSU und FDP am 18. September reicht. Sie könnte nach eigenem Willen regieren, der Bundesrat würde ihr Partner.
Die Neue Osnabrücker Zeitung meint: Die jüngsten Umfragezahlen beweisen, wie schnell ein Vorsprung dahinschmelzen kann. Union und FDP müssen befürchten, dass sie am Ende vielleicht doch mit leeren Händen dastehen werden. Dies liegt weniger an plötzlich wiedererstarkten Regierungsparteien, als an der Unfähigkeit, vom Unmut über den Kurs von Gerhard Schröder und Joschka Fischer zu profitieren. Denn die neue Linkspartei kommt bereits auf zwölf Prozent – ein Armutszeugnis für die Konkurrenz.
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