Wasser aus dem Kiosk

Im Städtchen Kendu Bay holen die Menschen im alten Stadtviertel Mjini das Wasser nicht mehr aus dem See. Es gibt dort einen Wasserkiosk – ein kleines Gebäude mit Wassertank. In den Tank fließt aufbereitetes Wasser aus einer zentralen Leitung der lokalen Wassergesellschaft, und am Kiosk wird es verkauft. 20 Liter kosten knapp 5 Euro-Cent. Die Wassergesellschaft Homawasco der Region Homa Bay bekommt davon 2 Cent, die restlichen 3 Cent decken die Betriebskosten. Die Gemeinschaft verwaltet den Service selbst.

„Früher holten wir Wasser aus dem See, aber seit wir einen Wasserkiosk haben, ist das Leben einfacher und wir haben seltener Durchfall“, erzählt der 17-jährige Sadiq Anyango. Der Kiosk steht nur fünf Gehminuten vom Haus entfernt, das er mit seinen Eltern und sieben Geschwistern teilt. Trotzdem macht er sich Sorgen. „Meine Eltern haben nur ab und zu mal einen Tag Arbeit. Das Geld reicht uns oft nicht, und dann müssen wir doch wieder Wasser aus dem See holen.“

Vier der Wasserkioske wurden in einem Projekt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gebaut, so auch der Kiosk, den Sadiq besucht. Insgesamt hat Deutschland von 2011 bis 2014 über die Kreditanstalt für Wiederaufbau 12 Millionen Euro in das Projekt gesteckt.

Inzwischen sind die meisten Kioske außer Betrieb. Homawasco-Ingenieur Samuel Fatayah sieht die Schuld dafür bei den Betreibern. „Wir vermieten sie vor allem an Gruppen von Frauen, Jugendlichen und Behinderten. Manche sehen die Kioske nur als Einkommensquelle und vergessen, dass sie dafür auch sorgen müssen.“

Klimatologe Clifford Omondi in Homa Bay sieht aber auch Versäumnisse bei den Behörden. „Die Regierung von Homa Bay hat noch immer keine ordnungsgemäßen Richtlinien für die Wasserversorgung. Es mangelt an Kapazität und Geld und dazu kommt auch noch Korruption und Missmanagement.“

Fünfundfünfzig Kilometer östlich wissen die Einwohner des Dorfes Sondu am gleichnamigen Fluss einigermaßen Bescheid. Dort hat die kenianische NGO Safe Water and Aids Project (SWAP) einen Wasserkiosk gebaut, teils mit Geld von Siemens. Auf einer ehemaligen Müllhalde am Fluss, wo das Wasser aussieht wie Kakao, fließt klares Wasser aus zwei Hähnen in einer kleinen Bude.

„Hier muss ich oft anstehen und warten, weil so viele Wasser holen. Ich bin umgezogen, um hier in der Nähe zu wohnen, weil mein 11-jähriger Sohn immer Durchfall hatte. Seit ich hier Wasser hole, hat er keine Beschwerden mehr“, erzählt Sheila Auma. Weltweit ist Durchfall der zweithäufigste Grund für Sterblichkeit bei Kindern unter 5 Jahren, in Kenia sogar der häufigste. „Seit wir hier den Kiosk haben, sehen die Kinder gesünder aus“, meint Grace Opiyo, die das Wasser verkauft.

Das Wasser im Kiosk in Sondu kostet 5 Euro-Cent für 20 Liter. In der Regenzeit kaufen die 7.000 Einwohner ungefähr 1.000 Liter am Tag, in der Trockenzeit 4.000 Liter. „Es war nicht nur eine Sache von: Kiosk bauen, Wasser hochpumpen, chlorieren“, sagt SWAP-Gründerin Alie Eleveld. „Wir haben viel Zeit aufgewendet für Information und Training. Es gab Probleme, aber jetzt funktioniert es.“ Ilona Eveleens