: Freiheit für Verschwörungstheorie
Rund 1.000 Menschen protestieren im Namen von Freiheit und Wahrheit gegen Coronamaßnahmen
Von Andreas Speit
In Hamburg demonstrierten am Samstag rund 1.000 Menschen gegen die Coronamaßnahmen der Bundesregierung. Zu der Kundgebung auf dem Jungfernstieg hatte das Netzwerk „Querdenken 40“ um die Hamburgerin Selina Fullert aufgerufen. An der Alster feierte sich die bundesweite Bewegung am Samstag selbst. „Ihr seid mutig, ihr seid tapfer“, wurden die Redner*innen nicht müde zu betonen. Und die Stars der Bewegung wie Heiko Schöning, Sprecher von „Ärzte-für-Aufklärung“, wurden euphorisch als Kämpfer*innen für Freiheit und Wahrheit begrüßt.
Um 17.15 Uhr drohte die Polizei jedoch, die Versammlung aufzulösen, weil sich die Teilnehmer*innen nicht an die Abstandsregeln hielten. Auch die Veranstalter*innen auf der Bühne, die keine Masken trugen, missachteten jegliche Abstandsregelung. Mit mehr Distanz konnte die Auflösung jedoch abgewendet werden. Die Polizei erlaubte gar eine Verlängerung der Veranstaltung, bei der sich Reden und Musik abwechselten. Ihre Botschaft: Wir sind im Widerstand, wir setzen uns für die Grundrechte ein.
Ihr Slogan, den sie immer wieder skandierten: „Frieden – Freiheit – Liebe“. Mit dem Bekenntnis, mit allen reden zu wollen, dem Verweis, dass Juden und Muslime, Weiße und Schwarze nebeneinander stünden und gewaltfrei auftreten würden, sollte jegliche Kritik an ihnen widerlegt werden. „Nazis raus“ skandierte Fullert und alle skandierten mit.
Ein Werbeflyer zur nächsten Demo, das mit dem NS-Schriftzug „Arbeit macht frei“ in Verbindung mit „Was werden unsere Kinder sagen?“ den Holocaust relativiert, wurde allerdings toleriert. Heiko Schöning von „Ärzte-für-Aufklärung“ wetterte gegen Bill Gates. Markus Haintz von „Anwälte für Aufklärung“ betonte, dass „Verschwörungstheorien“ für ihn zur Meinungsfreiheit gehörten. Am Rande der Versammlung schlug eine Person auf einen Kameramann ein. Gegen die Demonstration protestierten rund 50 Personen mit Antifa-Fahne.
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