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Die Grenzen der Provinz

Osnabrücks neuer Intendant Holger Schultze will die Hase-Stadt mit zeitgenössischem Theater nach vorne bringen

Der neue Kapitän lächelt gerne. Siegesgewiss sieht das Lächeln aus, obwohl klar ist: Es gibt da diese Sparauflage in Höhe von einer Million Euro, zu erbringen in einem Zeitraum von vier Jahren bei einem Gesamtetat von gut 15 Millionen Euro. Holger Schultze, der neue Intendant in Osnabrück, wird direkt mit seinem Amtsantritt am 1. September über Einsparungen nachdenken müssen. Sein Vorgänger Norbert Hilchenbach hatte Osnabrück aufgrund der Sparbeschlüsse verlassen.

Und nun lächelt Holger Schultze. Eine Sache ist ihm bereits vor seinem offiziellen Amtsantritt gelungen: In Osnabrück wird es künftig wieder das Kinder- und Jugendtheater als eigene Sparte geben. Finanziert wird das für fünf Jahre von einer Bürgerstiftung und dem Initiativkreis Region Osnabrück, geplant sind drei Produktionen pro Spielzeit. „Das Geld ist kein Ersatz für Subventionen“, sagt Schultze. „Aber die Bürger sollen formulieren, dass sie das Theater wollen.“

Bürger, die hinter dem Theater stehen – das ist das Eine. Das Andere ist Schultzes Ziel, aus Osnabrück ein Zentrum für zeitgenössisches Theater zu machen. „Wir möchten einer neuen Generation von Theaterschaffenden ein Forum bieten“, sagt der gebürtige Berliner, der zuletzt Oberspielleiter im Theater Augsburg war. Im „positiven Sinne“ sollen die Grenzen der Provinz ausgetestet werden, um „zusätzlich zum angestammten Publikum ein jüngeres Publikum zu bekommen“. Und um „zu zeigen, dass auch mittelgroße Häuser innovativ sein können“.

Dementsprechend wird der 43-Jährige seinen Einstand in Osnabrück mit einem Festival für zeitgenössisches Theater geben: Vom 16. bis 18. September werden insgesamt zwölf Ur- und Erstaufführungen an der Hase zu sehen sein. Gespielt werden die Stücke vom Osnabrücker Ensemble, inszenieren werden junge Regisseure aus Deutschland und den Niederlanden. „Spieltriebe“ hat Schultze das Festival genannt, und im Untertitel: „Visionen für Osnabrück“.

Bleibt trotzdem das Problem mit dem Sparen. „Wir versuchen, die Einnahmen zu erhöhen, indem wir mehr spielen“, sagt Schultze. Gastspiele im Umland seien geplant, zeigen möchte das Stadttheater auswärts Stücke, die „ein Tourneetheater nicht spielen kann“. Ob das in Zukunft schlichtweg mehr Arbeit für die rund 280 MitarbeiterInnen in Osnabrück bedeutet? „Das heißt es sicher. Und es heißt auch mehr Begeisterung. Wir haben da eine große Solidarität vom Chor bis zum Orchester, weil wir alle dieses Drei-Sparten-Haus erhalten wollen.“

Für die Spielzeitheft-Fotos haben die MitarbeiterInnen Osnabrück schon mal verlassen: Die Portraits wurden in Bahnhöfen in ganz Deutschland gemacht – als Signal des Aufbruchs und der Bewegung. Das neue Logo zeigt ein „O“, das an vier Seiten offen ist. Die Hoffnung: Nicht nur raus aus Osnabrück, auch rein soll es gehen. „Osnabrück hat den Vorteil der Insellage“, sagt Schultze. „Wir müssen die Position als Oberzentrum in der Region wahrnehmen.“ Klaus Irler

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