das portrait
: Syed Salman Shahwill Liebe statt Hass

Ist auch Deutschland: Ahmadiyya-Imam Syed Salman ShahFoto: privat

Deutschlandflaggen auf Bannern sind oft ein Stilmittel von Rechten, die auf Ausgrenzung setzen. Wer dieser Tage in Vechta durch die Innenstadt geht, sieht sie am Infostand der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde für das Gegenteil wehen: für Offenheit und Miteinander.

„Wir sind alle Deutschland“ heißt die Aktion. Syed Salman Shah, Imam und Islamischer Theologe, erklärt, worauf sie abzielt: „Wir möchten Ängste und Vorurteile abbauen, Missverständnisse beseitigen.“ Ein Angebot zum Dialog, auch zum interreligiösen. Er stellt klar: „Ein Moslem, der im Namen des Islam zu Gewalt greift, missinterpretiert den Islam“, sagt Shah. „Gewalt hat mit Religion nichts zu tun. Wer wahrhaft glaubt, vor dessen Händen und Zunge sind seine Mitmenschen sicher.“

Shah hat seinen Sitz in Bremen; von dort betreut er die Gemeinden Oldenburg, Delmenhorst, Bremerhaven und Vechta. Die bundesweite Aktion „Wir sind alle Deutschland“ findet in Vechta zum zweiten Mal statt. Die Resonanz der Passanten sei ermutigend, sagt Shah: „Die Bereitschaft, Fragen zu stellen, zuzuhören, ist groß. Klar, es gibt auch Leute, die uns ablehnen, aber das stört uns nicht.“ Unter ihnen sind auch andere Muslime: „Oft hören wir dann, dass wir in ihren Augen keine richtigen Muslime sind.“

173 Mitglieder umfasst die Moscheegemeinde in Vechta; rund 45.000 Mitglieder hat Ahmadiyya bundesweit. Shah, in Deutschland geboren, ist 31. Studiert hat er in Großbritannien, mit Stationen in Uganda, Pakistan und Spanien. 2014 kam er nach Köln, hat von dort aus 19 Gemeinden betreut: „Das war natürlich aufreibend, aber Freude gemacht hat es trotzdem.“ Seit 2016 wohnt er in Bremen. „Liebe für alle, Hass für keinen!“, sagt er, und wie wichtig die Trennung von Religion und Staat ist, die Gleichberechtigung von Frau und Mann.

Baumpflanzaktionen führt Ahmadiyya durch, „im Namen des Friedens“, auch in Vechta. In Altenheimen und Krankenhäusern organisiert sie Generationstreffen. Und dann ist da noch der Neujahrsputz vor Rathäusern, auf Marktplätzen, immer am 1. Januar. Auch er soll Zugehörigkeit signalisieren.

Harff-Peter Schönherr