Folgen von Dürre und Insektenbefall: 32 Millionen Kubikmeter Schadholz
Die Menge des Schadholzes hat sich seit 2017 fast versechsfacht. Das macht Forderungen nach einem klimagerechten Waldumbau lauter.
Laut Bundesamt führen die seit zwei Jahren anhaltenden Dürre- und Hitzephasen dazu, dass Bäume geschwächt und besonders anfällig für Borkenkäfer und andere Insekten wurden. So verdoppelte sich der dadurch verursachte Schadholzeinschlag zwischen 2017 und 2018 von sechs Millionen Kubikmetern auf elf Millionen Kubikmeter beinahe.
Von 2018 auf 2019 verdreifachte sich das Volumen des aus dem Wald entfernten Schadholzes durch Insektenschäden nach amtlichen Daten dann noch einmal auf 32 Millionen Kubikmeter. Schadholz machte im vergangenen Jahr mehr als zwei Drittel des gesamten Holzeinschlags in den Wäldern aus, was ebenfalls außergewöhnlich viel war. Nach Angaben des Bundesamts lag der Anteil 2010 nur bei rund 20 Prozent.
Der forstpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Karlheinz Busen, erklärte, es sei „offensichtlich, dass das derzeitige Waldsterben schlimmer als das der 80er Jahre ist“. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) dürfe aber nicht hohe Geldsummen „allein ins Schaufenster stellen“. Die Mittel müssten „auch wirklich im Wald ankommen“. Nötig seien „eine echte Bund-Länder-Strategie und auch die gesetzliche Grundlage für die Anpflanzung fremdländischer, robusterer Baumarten“.
IG Bau fordert mehr Forstpersonal
Die Industriegewerkschaft IG Bau forderte mehr Forstpersonal in Schleswig-Holsteins Wäldern. Angesichts von 393.000 Kubikmetern Schadholz allein im Norden sei der klimagerechte Umbau der Wälder dringend erforderlich, teilte die IG Bau am Montag in Kiel mit. Andernfalls würden immer mehr heimische Bäume den Dürren, Stürmen und Schädlingen zum Opfer fallen.
Extreme Wetterlagen und Schädlinge wie der Borkenkäfer könnten nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Schleswig-Holstein bis Jahresende eine Waldfläche von gut 700 Hektar vernichtet haben, sagte IG Bau-Bezirksvorsitzender Arno Carstensen. Die Landesregierung plane bislang keine neuen Forst-Stellen, sondern wolle den Personalbestand lediglich aufrechterhalten, kritisierte er. Das sei angesichts des Ausmaßes der zu erwartenden Schäden in den nächsten Jahren zu wenig.
„Auch wenn zuletzt mehr Regen fiel als in den Vorjahren, bleibt die Lage für die Bäume dramatisch“, sagte Carstensen weiter. Neben den besonders anfälligen Monokulturen aus Fichten und Kiefern treffe es mittlerweile sogar die Buche. Diese seit Jahrtausenden in Deutschland heimische Art leide zunehmend unter ausgetrockneten Böden und Pilzbefall.
Um die Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssten zusätzliche Mischwälder angelegt und resistente Baumarten angepflanzt werden. Das sei „eine Mammutaufgabe, für die es viel mehr Förster und Forstwirte braucht als bislang“, betonte der Gewerkschafter. Betriebe sollten deshalb auch mehr ausbilden und Azubis übernehmen. Die durch den Klimawandel besonders gefährdeten Nadelbäume machten laut der letzten Bundeswaldinventur gut ein Drittel der rund 170.000 Hektar des schleswig-holsteinischen Waldes aus.
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