LITERATUR: Rockender Revolutionär
Zwei Dinge hat die Münchner Abendzeitung bei der literarisch-musikalischen Biografie „Erich Mühsam – kein Lampenputzer“ gelernt: Der 1934 von den Nazis im KZ Oranienburg ermordete Anarchist und Räterevolutionär, Schüttelreimer, Kabarettist, Caféhausliterat und Bohemien war nicht nur ein einflussreicher Aktivist und politischer Publizist, sondern auch ein „zynisch-lustiger Kommentator des Alltags“ und: „Erich Mühsam war ein Rocker“. Gelernt haben die Münchner das bei Hamburgern: bei Harry Rowohlt und Thomas Ebermann sowie Frank Spilker und Knarf Rellöm. Während Erstere ganz ohne Pathos und Heroisierung aus Mühsams Texten lesen, weisen Letztere mit Beats und Gitarre nach, dass die Gedichte des Autors von „Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat“ auch angesichts der gegenwärtigen Krise noch richtig Feuer haben: „Ja, Bürger, ja – die Erde bebt. Es wackelt deine Habe. Was du geliebt, was du erstrebt, das rasselt jetzt zu Grabe! (…) Ein Totentanz macht Schlußbilanz und schickt dich in die Binsen samt Kapital und Zinsen.“ MATT
■ Fr, 2. 10., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45
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