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Peter Weissenburger Der WochenendkrimiUnzufrieden im Grünen – aber drum herum droht das Endloslabyrinth

Thomas (Dylan O’Brien) in „Maze Runner“Foto: Twentieth Century Fox

Das Kinogenre „Young Adult“ hat im vergangenen Jahrzehnt vor allem für mehr weibliche Protagonistinnen in großen Hollywood-Action-Blockbustern gesorgt. Da sind die erfolgreiche „Hunger Games“-Reihe von 2012 mit Jennifer Lawrence, die mehr oder weniger eindeutig abgekupferte „Divergent“-Reihe von 2014 – und natürlich die Godmother of: Die „Twilight“-Filme von 2008, mit denen das Genre seinen Anfang nahm.

Irgendwann sollten dann die Jungs mal wieder im Zentrum stehen dürfen in den großen Fantasy-Scifi-Publikumsschlagern. Und so erschien mit „Maze Runner“ Ende 2014 eine ebenfalls eindeutig bei den „Hunger Games“ abgekupferte Story mit männlichen Hauptfiguren.

Thomas (Dylan O’Brien) findet sich ohne Erinnerungsvermögen an einem eigenartigen Ort wieder: einem nur von pubertierenden Jungs bevölkerten Grünstreifen, der komplett von einem Labyrinth voll riesiger Roboterspinnen umgeben ist. Während sich zwischen den Bewohnern Kämpfe um Hierar­chien entspinnen, erkunden Teile der Gruppe das Labyrinth und versuchen, herauszufinden, was dahinter liegt.

Man kann all diese Ausformungen des „Young Adult“-Genres einfach als Versuch sehen, mit der immer gleichen Geschichte einen Haufen Kohle an den Kinokassen zu verdienen. Wie bei „Hunger Games“ und „Divergent“ handelt es sich bei „Maze Runner“ um Filmadaptionen mehrteiliger Jugendromane. Jedes Mal geht es darin um eine dystopische Zukunft, jedes Mal sind die Pro­ta­go­nist*in­nen nichts weiter als Schachfiguren im Plan eines tyrannischen Regimes. Und jedes Mal strampeln sich die jung-er­wachsenen Hauptfiguren ab, das Gute und Richtige zu tun, ­scheitern am System, das sie letztlich zu Schrecklichem zwingt.

Wenn man weniger zynisch gegenüber dem Hollywoodbetrieb und dafür umso zynischer der Gesellschaft gegenüber sein möchte, könnte man auch sagen, dass diese Form der Erzählung vielleicht einfach den Zeitgeist traf. Millennials, die sich nichts sehnlicher wünschen, als in einer simplen und überschaubaren Umgebung die Welt zu einer besseren zu machen, stehen einem Labyrinth von politischen Strukturen und Sachzwängen gegenüber, die schon vor ihnen da waren und sich ihnen nicht erschließen. Und dahinter steht dann immer die ultimativ entmutigende Botschaft: Ihr wart alle längst Teil eines viel größeren Plans.

„Maze Runner“, Samstag, 22.25 Uhr, Sat 1

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