: „Ich kann nicht vom Fußball leben“
Women*Team (VIII): Sportlerinnen bekommen weniger Aufmerksamkeit und Geld für ihre Leistungen als Männer. Hier kommen sie zu Wort. Die Fußballerin Cindy König ist mit dem SV Werder Bremen in die Erste Frauen-Bundesliga aufgestiegen und möchte nun den nächsten Schritt wagen
Cindy König, 26, ist in Bremerhaven geboren und spielt seit ihrem zwölften Lebensjahr für Werder Bremen.
Interview Moritz Klindworth
taz: Frau König, Sie sind mit Werder Bremen zum dritten Mal in die Bundesliga aufgestiegen – und das am Grünen Tisch. War das ein bisschen langweilig?
Cindy König: Das ist natürlich nicht so schön. Wir hätten das natürlich lieber auf dem Platz zu Ende ausgetragen. Unsere Karten waren ja ganz gut. Wir hatten ja bis zum Saisonabbruch gezeigt, dass wir zu Recht da oben hingehören. Dass wir die Saison nicht zu Ende spielen konnten ist natürlich schade, weil vieles emotional ausbleibt. Man kann es leider nicht ändern. Die Umstände waren nun mal so und es ist immer ein schönes Gefühl aufzusteigen.
Sie sind seit 2007 bei Werder und haben praktisch die ganze Entwicklung miterlebt. Wie ist die Akzeptanz der Frauenabteilung beim SV Werder Bremen?
Je erfolgreicher wir wurden, desto mehr Anerkennung haben wir auch innerhalb des Vereins bekommen. Der Frauenfußball hat sich einfach einen Namen gemacht. Man hat schon bemerkt, dass sich da einiges bewegt hat. Sowohl was die Trainingsbedingungen betrifft als auch, was man von den Mitarbeitern aus der Geschäftsstelle gehört hat.
Werden Sie eigentlich in der Bremer Innenstadt erkannt?
Selten, aber es kam schon tatsächlich mal vor.
Wie würden Sie die Entwicklung des Frauenfußballs generell beschreiben?
Ich würde sagen, dass das Geschäft des Frauenfußballs immer weiter in die Öffentlichkeit tritt, dass er immer mehr Akzeptanz findet. Trotzdem ist das ein stetiger Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Generell sieht man aber, dass die Akzeptanz des Frauenfußballs enorm gestiegen ist, was die Außensicht betrifft. Die Professionalität der einzelnen Vereine und die Unterstützung durch Sponsoren werden auch immer besser.
Diese Saison lag der Zuschauerschnitt der Werder-Frauen bei 225. Wie viele Zuschauer hatten Sie 2007?
Viele waren es damals nicht. Also da konnte froh man sein, wenn 50 bis 100 Leute gekommen sind.
Krass ...
Es gibt ja auch Highlight-Spiele. Als wir gegen den FC Bayern München im Halbfinale des DFB-Pokals gespielt haben, kamen damals 1.500 Leute. Es kommt immer auch auf das Spiel an.
Können Sie denn vom Fußball leben?
Jetzt gerade kann ich es nicht, bei Werder habe ich neben dem Fußball im Leistungszentrum gearbeitet. Im Sommer wechsele ich nun zu einem Verein, wo ich mich ausschließlich auf Fußball konzentrieren kann. Doch auch dort hat man nicht ausgesorgt. Dafür sind die Gehaltsstrukturen im Frauenfußball nicht gemacht.
Was würde denn ein möglicher Abstieg der Werder-Männer für die Frauenabteilung bedeuten?
Noch steht es ja gar nicht fest, dass die Männer absteigen. Ich glaube, die Männer werden das schaffen.
Würden Sie am Karriereende gern den Pizarro machen und noch ein, zwei Mal nach Bremen zurückkehren?
Ich kann es nicht ausschließen und ich kann auch nicht sagen, so wird es kommen. Bremen ist mein Zuhause, das ist eine Herzensangelegenheit geworden und wie sagt man immer so schön: Nach Hause kommen kann man ja immer. Es kann natürlich sein, dass ich irgendwann sage: „Mir fehlt das extrem, dieses Bremen, die Stadt, der Verein“, sodass es dann nochmal passieren kann. Aber ich kann es gerade noch nicht sagen.
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