: Privatuni macht sich keine Sorgen
Der Bremer Jacobs University droht nach Medienberichten das Aus. Sie verbreitet jedoch Good News
Von Jan Zier
Der Jacobs University Bremen (JUB) droht die Insolvenz – diese Nachricht von Radio Bremen machte am Dienstag in der Stadt schnell die Runde und sie beschäftigte auch den rot-grün-roten Senat, der gestern tagte. Doch aus der Privathochschule kam umgehend eine zumindest halbe Entwarnung: „Es chunt scho guet, kai Sorge“, schrieb der aus der Schweiz kommende JUB-Präsident Antonio Loprieno seinen MitarbeiterInnen in einer Mail, die auch der taz vorliegt.
„Es sind in der Tat herausfordernde Zeiten für unsere Institution, aber sicherlich nicht so herausfordernd, wie manche Journalisten uns glauben machen wollen“, so Loprieno, der auch Präsident des europäischen Dachverbandes der Akademien der Wissenschaften ist. Er gibt sich zuversichtlich, dass bis zum 7. Juli eine Einigung mit der Jacobs Foundation und dem Land Bremen erzielt werden kann – und das „Damokles-Schwert über unserem institutionellen Kopf“ dann leichter werde.
„Wenn kein zusätzliches Geld aufgetrieben werden kann, soll ihr bereits in zwei bis drei Monaten die Insolvenz drohen“, schreibt derweil Radio Bremen über die JUB. Die Jacobs Foundation soll nach Radio Bremen-Informationen angeboten haben, 2020 noch mal knapp 60 Millionen Euro an die JUB zu zahlen – die Förderung der Privathochschule damit aber komplett einzustellen. Das sichere ihr Überleben „zumindest bis 2023“, so Radio Bremen.
Der Bremer Senat hat unterdessen keine neue finanziellen Hilfen für die Uni angeboten – ganz im Gegenteil: Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling (SPD) sprach von „intensiven und konstruktiven Gesprächen“ mit der Jacobs Foundation. Diese Verhandlungen sollen dazu führen, dass die JUB „kurz- und mittelfristig“ ohne weitere öffentliche Gelder auskommen könne, so Schilling.
2006 hat die Jacobs-Stiftung der Bremer „Mini-Volluniversität“, wie Loprieno sie nennt, insgesamt 200 Millionen Euro versprochen – bis 2027. Bremen wiederum hat zunächst über 100 Millionen Startkapital investiert und 2003 einen 50-Millionen-Kredit gewährt, den das Land dann später übernommen hat. 2012 beschloss die rot-grüne Landesregierung zudem, jährlich weitere drei Millionen Euro zuzuschießen – und schrieb 2015 in ihren Koalitionsvertrag: „Die JUB muss ab 2018 ohne Finanzmittel des Landes auskommen.“
In ihrem im Februar vorgelegten Geschäftsbericht für 2018 weist die JUB, an der über 1.500 Menschen aus 120 Ländern studieren, einen operativen Verlust von 800.000 Euro aus. Für 2019 versprach die JUB „ein positives Jahresergebnis“: Die Zahlen „fallen mit Sicherheit so aus, dass wir ab 2020 wachsen können“, hatte Loprieno nach seinem Amtsantritt im letzten Jahr der taz gesagt.
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