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taz🐾sachenNichts alsleere Phrasen

Vom deutschen Regierungssprecher Steffen Seibert war nix zu erfahren beim Brüsseler EU-Gipfel. Erst am Sonntag um null Uhr sechs kam eine Mail mit den nichtssagenden Worten: „Die Beratungen sind in einer wichtigen Phase. Es kann noch nicht gesagt werden, ob es morgen eine Lösung gibt.“

48 Stunden schon hatten wir mehr als 1.000 in Brüssel akkreditierten Journalisten da bereits vergeblich im Homeoffice auf unsere Bildschirme gestarrt. Ins Gipfelgebäude an der Rue de la Loi wurden wir wegen der Coronapandemie nicht vorgelassen. Nur einige wenige von uns lauerten an der Auffahrt zum Ratsgebäude, um ein paar O-Töne von ankommenden oder herauseilenden Staats- und Regierungschefs zu erhaschen. Doch auf Kanzlerin Angela Merkel wartete man erfolglos.

Die amtierende Ratsvorsitzende hielt sich bedeckt. „Es gibt viel guten Willen, aber es gibt auch viele Positionen“, durfte ihr Sprecher Steffen Seibert am Sonntagmorgen per Twitter verbreiten. Das war’s. Selbst professio­nellen Merkel-Watchern fiel es schwer, sich ein Bild vom Gipfelk(r)ampf der Kanzlerin zu machen.

Wesentlich kommunikationsfreudiger waren da die „Frugal four“, die geizigen Nordländer. Der niederländische Premier Rutte ließ seine „Erfolge“ auf allen Kanälen verbreiten. Österreichs Kanzler Kurz verplapperte sich auch mal: Sein Wort von den „kaputten Systemen“ in Südeuropa verärgerte Italiener und Griechen, sorgte für Freude aber bei Journalisten. Endlich mal ein knackiges Zitat – und nicht nur nichts­sagende Phrasen.

Eric Bonse, Brüssel

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