petition der woche
: Millionen Stimmen
gegen Pornhub

Anlass der Petition Missbrauchsdarstellungen und illegale Videos bei Pornhub

Das wollen die Initiator*innen Die Pornhub-Website soll abgeschaltet werden

Das wollen sie nicht Dass Pornhub weiter aus sexueller Gewalt Profit schlägt

Erst vor wenigen Wochen ist der weltweit größten Porno-Website Pornhub ein veritabler PR-Coup gelungen: Während des Corona-Shutdowns Ende März stellte das Unternehmen eigentlich kostenpflichtige Sexvideos seines Premiumbereichs weltweit frei zur Verfügung. Die Message: Wer in Quarantäne hockt, der soll wenigstens die Masturbationsvorlage frei Haus geliefert bekommen.

Dass Pornhub keineswegs ein unproblematisches Unternehmen ist, ist hingegen schon länger bekannt. Die kanadische Firma hat in einigen Fällen den Upload illegaler pornografischer Inhalte und die Darstellung von Missbrauch und Vergewaltigung zugelassen. Wie die Sunday Times Ende 2019 berichtete, hatte die Website mehrere heimlich gefilmte Aufnahmen junger Schülerinnen genauso wie „obszöne Abbildungen“ („indecent images“) von Dreijährigen über einen längeren Zeitraum auf der Website. Genauso hat Pornhub bis Ende 2019 mit der Sexfilm-Produktionsfirma Girls Do Porn zusammengearbeitet, die von 22 Frauen wegen Nötigung, Betrug und sexueller Ausbeutung verklagt wurde. Nur einige von vielen Anschuldigungen gegen Pornhub.

Die Petition „Shut Down Pornhub and Hold Its Executives Accountable for Aiding Trafficking“ (etwa: „Schaltet Pornhub ab und zieht die Firma wegen Beihilfe zum Menschenhandel zur Rechenschaft“) will dafür sorgen, dass die Website offline geht. Gestartet wurde die Kampagne bereits im Frühjahr von der US-Organistaion Exodus Cry, die sich gegen Menschenhandel und für Missbrauchsopfer einsetzt. Inzwischen ist die Petition von mehr als einer Million Menschen unterzeichnet worden. „Es könnten Hunderte, wenn nicht Tausende Videos auf Pornhub stehen, bei denen Minderjährige Opfer von Menschenhandel wurden“, schreibt Initiatorin Laila Mickelwait, Vorstand von Exodus Cry, „wir haben Beweise, und dabei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs.“ Pornhub verfüge nicht über die Systeme, den Upload von illegalem Filmmaterial zu verhindern. Eine E-Mail-Adresse reiche aus, um dort Inhalte hochzuladen.

Pornhub dagegen behauptet gegenüber jetzt.de, man tue alles, um solche Inhalte zu bekämpfen, und verfüge über ein großes Team, um alle Uploads zu prüfen. Zudem nutze man spezielle Software, um Kindesmissbrauch zu erkennen und zu löschen. Bei einem Video einer Vergewaltigung aus dem Jahr 2009, das trotz einer Mail des Opfers länger auf der Website verblieb, hatte sich Pornhub noch herausgeredet: Damals habe das Unternehmen einen anderen Eigentümer gehabt. Wie aber konnten bis zuletzt immer wieder Videos publik werden, die Missbrauch zeigen, unvereinnehmlich aufgenommen wurden oder die gar Kinder und Minderjährige zeigen?

Pornhub zählt zu den meistbesuchten Websites überhaupt. 2019 wurde die Website insgesamt 42 Milliarden Mal aufgerufen – 115 Millionen Mal am Tag. Dass Pornhub so beliebt war und ist, mag auch an gewiefter PR liegen: 2014 gab es eine Baumpflanzaktion („Pornhub Gives America Wood“), 2019 machte man mit einem Pornovideo, das an einem verschmutzten Karibikstrand gedreht wurde, auf die Vermüllung der Meere aufmerksam („The Dirtiest Porn Ever“). Vielleicht sollte Pornhub erst mal vor der eigenen Haustür kehren. Jens Uthoff