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Kreuzberg ist nicht überall

AktivistInnen fordern Pandemie-Radwege am Tempelhofer Damm. Doch das zieht sich hin

Von Claudius Prößer

Im Streit über sichere Radinfrastruktur auf dem Tempelhofer Damm wird es persönlich. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg unter dem Dach des Vereins Changing Cities greift die für Verkehr zuständige Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) scharf an: Sie blockiere die Verkehrswende im Bezirk, ihr Handeln sei „unambitioniert und mutlos“, sie „verspiele ihre politische Zukunft“, wenn sie jetzt nicht schnell für temporäre Lösungen sorge. „Wozu haben wir die Grünen eigentlich gewählt?“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Der Tempelhofer Damm ist eine der wichtigsten Ausfallstraßen nach Süden. Auf dem nördlichen Kilometer zwischen Platz der Luftbrücke und Stadtring herrscht praktisch Dauerstau – immerhin ist der lange Zeit katastrophale Radweg entlang des Tempelhofer Feldes seit dem Herbst saniert. Hinter der Autobahn lässt die Verkehrsdichte etwas nach, allerdings gibt es auf großen Abschnitten keine Radinfrastruktur. Trotz Tempo 30, das zur Reduzierung von NO2 eingeführt wurde, ist es hier für unsichere RadfahrerInnen gefährlich.

Seit die BVV im September 2017 einen EinwohnerInnenantrag zum Umbau des „T-Damms“ beschlossen hat, kritisiert das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg die – aus seiner Sicht – schlechte Umsetzung. Zum einen geht es dabei um die „Vermengung“ zweier Planungen: Bis 2025 muss die Straße als Verkehrsversuch umgestaltet werden, dann steht eine Grundsanierung der Rohrleitungen an, und anschließend wird noch einmal alles neu gemacht. Das Bezirksamt habe beide Phasen nicht strikt auseinandergehalten und den Prozess dadurch unnötig kompliziert gemacht, lautet die Kritik.

Corona erschwert den Prozess

Außerdem habe man den Planungsbüros viel zu viel Zeit gelassen: Die im Juli 2019 – ein Jahr nach Beauftragung – vorgelegte Machbarkeitsstudie hätte man schon nach drei Monaten haben können. Meint jedenfalls das Netzwerk. Weitere Monate seien durch Abstimmungsgezerre zwischen Bezirksamt und der Senatsverkehrsverwaltung verlorengegangen, nun erschwert auch noch Corona den Prozess. „Obwohl [Stadträtin] Heiß eine Realisierung für den Sommer 2020 versprochen hatte, ist eine Umsetzung momentan in weiter Ferne“, so die AktivistInnen.

Sie fordern vom Bezirksamt, auf dem Tempelhofer Damm schnell temporäre „Pop-up-Bikelanes“ anzulegen, wie es nach Friedrichshain-Kreuzberg nun auch Pankow und Charlottenburg-Wilmersdorf getan haben. „Die bereits vorhandene Planung sollte für die sofortige Markierung temporärer Fahrradstreifen verwendet werden“, fordert Jens Steckel vom Netzwerk. „Teilweise können Übergangslösungen, wie an Baustellen üblich, genutzt werden. Es wird jetzt höchste Zeit, dass das Bezirksamt etwas für den Radverkehr auf die Straße bringt.“

Christiane Heiß wehrt sich entschieden gegen diese zum Teil sehr persönlichen Vorwürfe: „Da geht einiges durcheinander“, sagt sie gegenüber der taz, „die Planung ist noch gar nicht abgeschlossen – wir haben sie der zuständigen oberen Verkehrsbehörde vorgelegt, jetzt gibt es noch Nachfragen bei Details.“

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