Aus der Tiefe der katholischen Kirche: Zum Teufel mit Corona
Einen „Aufruf für die Kirche und die Welt“ haben bislang auch 100 Berliner unterschrieben. Das Erzbistum Berlin kommentiert6 diesen Aufruf nicht.
Die Inhalte sind mittlerweile auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt: Die Verfasser, die größtenteils keine leitenden Ämter mehr innehaben, aber klingende Namen tragen, halten den „Alarmismus wegen Covid-19“ für „in keinster Weise gerechtfertigt“. Sie glauben, „dass es Kräfte gibt, die daran interessiert sind, in der Bevölkerung Panik zu erzeugen“ – denn sie arbeiteten an der Schaffung einer „Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht“.
Die Rede ist von „zweifelhaften Geschäftsinteressen“, „Kontrolle über Menschen durch Tracingsysteme“ und namentlich nicht genannten Personen, die eine „Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung verfolgen und sich gleichzeitig als Retter der Menschheit prräsentieren“ – Letzteres vermutlich eine Anspielung auf den Microsoft-Gründer Bill Gates.
„Lassen wir nicht zu, dass Jahrhunderte der christlichen Zivilisation unter dem Vorwand eines Virus ausgelöscht werden, um eine verabscheuungswürdige technokratische Tyrannei aufzurichten“, heißt es. Der Aufruf endet mit unverhohlener Bezugnahme auf die biblische Apokalypse: „Möge die allerseligste Jungfrau, Hilfe der Christen, den Kopf der alten Schlange zertreten und die Pläne der Söhne der Finsternis zunichtemachen.“
Rund 20.000 Unterzeichnende hat das Dokument, auch rund 100 aus Berlin. Neben Privatpersonen firmieren hier ein Priester – der in Tiergarten praktizierende Dominikanerpater Alain Kordel – und der HU-Mathematikprofessor Elmar Große-Klönne. Auch ein „Wolfgang Wodarg“ hat unterzeichnet, wobei unklar ist, ob es sich tatsächlich um den ehemaligen SPD-Abgeordneten handelt, der bislang mit abweichenden Hypothesen zu Corona, aber nicht mit Teufelsglauben aufgefallen war.
Auf die Website verwiesen
Wie verhält sich das Erzbistum Berlin dazu? „Das Erzbistum Berlin kommentiert diesen Aufruf nicht“, sagt Pressesprecher Stefan Förner. Es gelte die Aussage des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Dieser hatte am Samstag gesagt, man kommentiere „grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands“, aber hinzugefügt, die „Bewertung der Coronapandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz“ unterscheide sich „grundlegend“.
Tatsächlich hatten die deutschen Bischöfe erklärt, die Einschränkungen – auch das temporäre Gottesdienstverbot – seien „vernünftig und verantwortungsvoll“, man müsse diese aber „mit Verantwortung und Augenmaß“ wieder lockern“.
Im Erzbistum Berlin fürchtet man offenbar, dem Thema durch allzu konkrete Aussagen oder gar eine Stellungnahme von Erzbischof Heiner Koch Gewicht zu geben. Auf die Frage, welchen Rat man den Gläubigen gebe, verweist Förner auf die Website des Erzbistums: „Dort haben wir dargestellt, wie wir handeln. Aktuell steht vorn, wie wir uns vorstellen können, jetzt wieder öffentliche Gottesdienste zu feiern.“
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