„Wir wollen zeigen, dass wir präsent sind“

Mit welchen Aktionen sich Fridays for Future Berlin am heutigen globalen Klimastreik beteiligt, erklärt die Aktivistin Pauline Daemgen

Pauline Daemgen geht in

die 11. Klasse des Leibniz-

Gymnasiums in Kreuzberg

Interview Susanne Memarnia

taz: Frau Daemgen, am heutigen Freitag ist wieder globaler Klimastreik. In Berlin macht Fridays for Future dazu eine Plakataktion. Wie soll die ablaufen?

Pauline Daemgen: Wir haben dazu aufgerufen, Plakate zu malen. Es gibt in der ganzen Stadt etwa 60 Abgabestationen, zum Beispiel in Bioläden, wo die Leute ihre Sachen bis Dienstagabend abgeben konnten. Die wurden in einen Quarantäneraum gebracht, damit sie bis heute virenfrei sind. Dann werden sie an einem symbolischen Ort ausgelegt.

An welchem?

Das können wir aus Sicherheitsgründen, also wegen der Ansteckungsgefahr, nicht sagen, damit da keiner hinkommt.

Wie viele Plakate sind zusammengekommen?

Die endgültige Zahl weiß ich noch nicht, aber vor ein paar Tagen waren es etwa 2.000.

FFF Berlin hatte sich ja nach einem Jahr Klimastreik eine neue Strategie überlegt, nämlich mehr in die Bezirke zu gehen und lokale Politik zu mache. Ist das angelaufen?

Ja, gerade jetzt, wo sowieso jeder mehr zu Hause und in seinem Kiez bleiben muss, passt das natürlich gut. Die Bezirksgruppen treffen sich im Moment nicht physisch, sondern in Zoom-Konferenzen. Es gab aber auch schon Streiks in den Bezirken oder auch Mobilisierungsaktionen, um neue Leute anzusprechen und zu erklären, dass es uns immer noch gibt.

Ohne Schule ist es gerade bestimmt viel schwieriger, sich zu engagieren, oder?

Ja, da müssen wir umdenken, weil wir uns nicht mehr auf der Straße versammeln können. Darum haben wir ja seit einiger Zeit den Netzstreik jeden Freitag. Aber das reicht natürlich nicht, da erreicht man ja nur seine eigene kleine Blase. Das kann nicht ewig so weitergehen. Klar sind wir dafür, dass die Vorschriften zum Infektionsschutz eingehalten werden, aber auf Dauer sehen wir schon, dass dadurch gewisse Menschenrechte, wie die Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit, verletzt werden – und es gerade sehr schwer ist, seine politische Meinung kundzutun.

Wie funktionieren diese wöchentlichen Netzstreiks?

Das läuft hauptsächlich über die sozialen Netzwerke, also Facebook und Instagram. Man kann ein Foto machen von sich und dem Demo-Schild, das man gemalt hat, und hochladen. Einfach nur um zu zeigen, dass wir noch präsent sind – und dass, nur weil jetzt eine Krise gerade präsenter ist, die andere nicht verschwunden ist.

Wie viele Leute machen da so mit jede Woche?

Am Anfang mussten wir das erst bekannt machen, da waren es nicht so viele, aber jetzt werden es jede Woche mehr, vielleicht ein paar Hundert. Diesen Freitag ist es größer, es soll ja wieder ein globaler Streik werden. Darum wird es aus Berlin auch einen Livestream geben von der Plakataktion und den verschiedenen Künstler-Acts.