leserInnenbriefe:
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Abitur-Experiment falsch
„Ministerin will Abitur absagen“,
taz nord vom 24. 3. 20
Vielleicht ist es auch ein spannendes Experiment, deutschlandweit 280.000 Abiturienten zu zehnt für fünf Stunden in ein Klassenzimmer zusammenzusetzen? Da kann man gut ermitteln, ob die Schutzmaßnahmen ausgereicht haben. Die Vergleichbarkeit des Abiturs soll gewahrt bleiben! Ohne Prüfungen kein (Zentral-)Abitur. Hessen und Rheinland-Pfalz haben bereits geschrieben und nehmen am Zentralabitur gar nicht teil. Andere Bundesländer verschieben wöchentlich ihre Prüfungstermine. Ein Abitur anhand von Durchschnittsnoten ist unvorstellbar, hätte einen Makel, wäre ein Abitur zweiter Klasse, so das Büro des Hamburger Schulsenators, national und international nicht mehr vergleichbar.
Gut, für das International Baccalaureate wird in diesem Jahr das Durchschnittsverfahren angewendet, in Frankreich ebenso. In Spanien wird das Durchschnittsverfahren noch diskutiert. Die Bundesländer haben bereits am 12. März eine gegenseitige Anerkennung der Abiturprüfungen beschlossen. Vor diesem Hintergrund bleibt es ein Rätsel, wie die Einschätzung des Herrn Senators zustande kommt. In Deutschland gibt es für das Verfahren eine gut ignorierte Petition mit 140.000 Unterschriften! Warum nicht in dieser außergewöhnlichen Situation einen außergewöhnlichen Weg gehen, angemessen handeln und unseren Schülern das Corona-Abiturexperiment ersparen? Dirk Jahnke, Hamburg
Fieber kein Fall für Notarzt
„Die gleiche Angst vor dem Virus“,
taz nord vom 20. 4. 20
Auch ich bin als Arzt für eine optimale medizinische Versorgung von Flüchtlingen. Ihr „Kommentar“ versteigt sich jedoch zu Formulierungen wie: „Der Betreiber der Unterkunft, die Malteser Werke, erkennt den Betroffenen mit seinem Verhalten ihre Menschlichkeit ab.“ – Entschuldigung, das ist absoluter Nonsens! Dem Bericht ist zu entnehmen, dass ein 28-jähriger junger Mann aufgrund von Fieber in ein Krankenhaus verlegt zu werden wünschte und dass ein Notarzt mit Verzögerung vor Ort gewesen sei.
Wo ist das Problem? Weder stellt Fieber eine Indikation dar, ein Krankenhaus aufzusuchen, noch stellt Fieber einen Grund dar, einen Notarzt anzufordern? Im Gegenteil, gerade in Coronazeiten gibt es gute Gründe, auch im Coronaverdachtsfall eben nicht ein Krankenhaus aufzusuchen oder den nächsten Rettungswagen für viele Stunden zu blockieren …Der Betroffene war Corona-negativ …lag die Heimleitung mit ihrer Einschätzung richtig? Hätte es vielleicht genügt, Paracetamol auszugeben, Tee zu trinken und das Gesundheitsamt zu kontaktieren? Ich vermisse ein wenig die Professionalität in der Berichterstattung, hier kommt die sachliche Darstellung der Facts zu kurz, die moralische Empörung gewinnt Überhand …ich vermute: zu Unrecht. Ein wenig Vernunft bitte, taz.de
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