corona in hamburg
: „Es ist ein wahnsinnig großes Paket“

Foto: privat

Daniela Dobernigg, 47, leitet die Buchhandlung „Cohen und Dobernigg“ in der Stern-straße 4.

Interview Johanna Sethe

taz: Frau Dobernigg, verbringen Sie Ihre Quarantäne auf dem Sofa oder arbeiten Sie noch?

Daniela Dobernigg: Solange es möglich ist, arbeiten wir alle noch. Wir beraten Kunden per Telefon, stellen zu und verschicken viel, sowohl über den Online-Shop unseres Dienstleisters, als auch über uns persönlich. Seit ein paar Tagen dürfen wir auch den Eingangsbereich wieder öffnen. Dann hat man anderthalb Quadratmeter Raum, um seine bestellten Waren abzuholen. Das ist Gold wert.

Kaufen die Leute in der Krise mehr Bücher?

Das kann man so nicht sagen, uns fehlt definitiv die Laufkundschaft. Die Nachfrage ist aber noch immer da.

Was wollen die Menschen lesen?

Das ist ganz bunt gemischt. Der Belletristik­anteil ist dabei natürlich im Moment relativ hoch, weil die Freiberufler und Leute im Homeoffice in ihrer freigestellten Zeit nun Bücher lesen, für die sie lange keine Zeit hatten.

Kommt es zu Lieferengpässen?

Nein. Eher beginnen einige Verlage, Neuerscheinungen zu verschieben und auch wir versuchen, Lieferungen nach hinten zu datieren. Aber davon abgesehen läuft alles normal. Es können weiterhin Bücher bestellt werden.

Was wünschen Sie sich in der aktuellen Situation von Ihren Kunden?

Wir hoffen natürlich, dass sie auch weiterhin online bei uns bestellen und kaufen. Es laufen sämtliche Kosten weiter, die Miete will bezahlt werden. Das ist einfach ein wahnsinnig großes Paket, das wir gerade zu tragen haben und auch nicht mittels Kurzarbeitergeld oder Personalkürzungen an unsere Mitarbeiter weitergeben wollen. Selbstverständlich steht aber auch das momentan im Raum. All das hängt von der Dauer dieses Zustandes ab und auch davon, ob beispielsweise mit Ausgangssperren noch mehr auf uns zukommt.

Würde das noch viel ändern?

Selbstverständlich. Wenn es zu einer Ausgangssperre kommt, können wir nicht mehr verschicken, weil wir nicht mehr in den Laden kommen. Zwar arbeiten wir Buchhandlungen beim Versand prinzipiell auch mit Logistikern zusammen, die nicht direkt in Hamburg sitzen. Bei deutschlandweiten Ausgangssperren kommen aber auch die nicht mehr an die Versandlager.

Gilt das für andere Buchhändler ebenso?

Soweit ich das mitbekomme, geht es zumindest allen unabhängigen sogenannten Indie-Buchhändlern ähnlich. Wir sind alle dabei, weiter auszuliefern und zu verschicken.