: Mit dem Hund raus geht noch
Nach Italien verhängen nun auch Spanien und Österreich weitgehende Ausgangssperren für ihre Bürger*innen. In Tschechien wollte das Kabinett am Sonntag gleichziehen
Die knapp 47 Millionen Bewohner Spaniens müssen seit Sonntag möglichst zu Hause bleiben. Zur Bekämpfung der sich rasch ausbreitenden Coronavirus-Epidemie rief die linke Regierung am Samstagabend eine zweiwöchige Ausgangssperre aus, die um Mitternacht in Kraft trat. Im Rahmen eines sogenannten Alarmzustands, der dritthöchsten Notstandsstufe, wurden auch die meisten Läden geschlossen; der öffentliche Nah- und Fernverkehr wurde um rund 50 Prozent reduziert.
Die Spanier*innen dürfen nur in Ausnahmefällen aus dem Haus. Erlaubt sind Fahrten zur Arbeit, zum Arzt sowie zum Kauf von Lebensmitteln und Medikamenten. Die Bürger*innen dürfen ihr Heim auch verlassen, um Kinder, Ältere und Hilfsbedürftige zu betreuen. Urlauber*innen und andere Menschen dürfen an ihren Hauptwohnsitz zurückzukehren.
Die Einhaltung der Anordnungen wird von den Sicherheitskräften überwacht. Man will vor allem Menschenaufläufe in Supermärkten und Verkehrsmitteln verhindern. Am Sonntag war es auf Madrids Plaza Mayor, den Ramblas in Barcelona und sogar am Ballermann auf Mallorca ungewöhnlich ruhig.
Falls nötig, kann die Regierung unter anderem Lebensmittel und andere wichtige Güter rationieren und auch beschlagnahmen lassen sowie Interventionen in Fabriken und anderen Produktionsstätten anordnen. Sie kann auch leichter die Armee einsetzen. Im Unterschied zum Ausnahmezustand – der nächsthöheren Notfallstufe – können die Grundrechte der Bürger*innen aber nicht eingeschränkt werden.
Auch Österreich schränkt die Bewegungsfreiheit im öffentlichen Leben weiter ein. Es solle für Menschen nur drei Gründe zum Verlassen ihres Zuhauses geben, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz der Nachrichtenagentur APA: nicht aufschiebbare Berufsarbeit, dringend notwendige Besorgungen wie Nahrungsmittel und wenn man anderen Menschen helfen müsse.
Menschen dürften nur noch allein oder mit den Menschen, mit denen sie gemeinsam in ihrer Wohnung leben, nach draußen gehen, sagte Kurz. Restaurants müssen in Österreich ab Dienstag ganztägig geschlossen bleiben. Laut Nachrichtenagentur APA kündigte Kurz zudem zusätzliche Verbote für Flugverbindungen mit Großbritannien, der Ukraine und Russland an.
Das Bundesland Tirol ordnete zunächst für eine Woche eine Ausgangssperre an. Man dürfe sein Zuhause nur noch verlassen, um einkaufen zu gehen, Besorgungen in der Apotheke zu machen, Geld vom Geldautomaten abzuheben, zum Arzt zu gehen oder den Hund auszuführen, erklärte Landeshauptmann Günther Platter am Sonntag. Tirol zählt zu den in Österreich am schwersten von der Epidemie betroffenen Regionen.
Auch in Tschechien wurde eine allgemeine Quarantäne mit Ausgangssperre erwartet. Das wollte das Kabinett bei einer Sitzung am Sonntagnachmittag beschließen. (dpa, ap)
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