Promis for future

Schamoni, Kebekus – Prominente der Ini German Zero wollen Deutschland klimaneutral machen

„Wir schreiben selber ein Klimaschutzgesetz“

Menschenrechtsaktivist Raul Krauthausen

Von Susanne Schwarz

„Tatort“-Darstellerin Christine UrÓspruch wartet nicht mehr. Comedian Carolin Kebekus auch nicht, genausowenig wie der Fußballer André Schürrle, der Musiker Jan Delay, Youtuber Rezo und der Moderator Joko Winterscheidt. Das sagen die Promis jedenfalls in einem Video der Klimaschutz-Kampagne German Zero, in dem sie gemeinsam mit etwa 50 anderen mehr oder minder bekannten Menschen einen Appell verlesen.

„Wir schreiben selber das Gesetz, ein Klimaschutzgesetz“ erklärt der Menschenrechtsaktivist Raul Krauthausen in dem Video. „So eins, was längst da sein müsste“, schließt der Künstler Rocko Schamoni an. „Damit Deutschland einhält, was es vor fünf Jahren auf dem Klimagipfel in Paris der Welt schon längst versprochen hat“, heißt es dann von dem Klimawissenschaftler Mojib Latif.

German Zero ist die Initiative des gleichnamigen Vereins, der sich Großes vorgenommen hat: Deutschland in den nächsten zehn bis 15 Jahren klimaneutral machen. Die Grundzüge für einen effektiven Gegenentwurf zum Klimapaket der Bundesregierung gibt es schon. Ein Kreis von Politik- und Umweltexpert:innen um Heinrich Stößenreuther hat sie erarbeitet. Der Klimaschützer hat German Zero mitgegründet und ist zuletzt besonders als Initiator des erfolgreichen Berliner Fahrrad-Volksentscheids bekannt geworden.

Den Kohleausstieg will German Zero bis 2030 statt erst acht Jahre später absolviert wissen. Auch für die Energiegewinnung aus Erdgas will die Initiative ein Ausstiegsdatum setzen, und zwar im Jahr 2035. Um die daraus resultierende Stromlücke zu schließen, will sie und die Wind- und Solarstromkapazitäten um 13.000 bis 40.000 Megawatt pro Jahr ausgebaut werden. Das ist natürlich eine weite Spanne und insofern noch unkonkret. Der Grund dafür: Gleichzeitig soll auch Energie gespart werden – und je nachdem, wie gut das gelingt, braucht man mehr oder weniger Solaranlagen und Windräder.

Auf jeden Fall liegen die Ausbauziele aber weit über denen der Bundesregierung. Aus einem kürzlich veröffentlichten Gutachten der Prognos AG für das Bundeswirtschaftsministerium ergibt sich, dass die Pläne der Bundesregierungen bis 2030 auf durchschnittlich 3.400 Megawatt an zusätzlicher erneuerbarer Kapazität pro Jahr hinauslaufen.

Auch für alle anderen Branchen hat German Zero kleinteilige Vorschläge gemacht. Die vielleicht radikalste findet sich im Kapitel zum Verkehr: Schon in zehn Jahren soll der Verkauf von Benzin und Diesel verboten werden. Wer dann noch ein Auto mit einem Verbrennungsmotor hat, würde dafür ab 2030 keinen Sprit mehr bekommen – oder müsste teuren synthetischen Kraftstoff kaufen, der mit erneuerbarem Strom hergestellt wurde. De facto bedeutet das die Abschaffung von Verbrennungsmotoren im Jahr 2030, offiziell verbieten will German Zero sie ab 2035.

Neben solchen ordnungsrechtlichen Maßnahmen will German Zero auch auf einen CO2-Preis setzen, und zwar in Höhe von eingangs 50 Euro die Tonne und einer jährlichen Steigerung um 10 Euro. Die Bundesregierung will im kommenden Jahr einen CO2-Preis von 25 Euro einführen, der bis 2025 auf 55 Euro steigt.

Der Aufruf der Promis, sich für German Zero einzusetzen, soll nun den Bundestagswahlkampf vorbereiten. Wahltermin ist zwar planmäßig erst im September 2021, das bedeutet aber, dass die Parteien jetzt langsam über ihren Wahlprogrammen brüten. Und in die will es German Zero hineinschaffen – damit die nächste Bundesregierung den Plan umsetzt.