Andreas Speit
Der rechte Rand
: Wo Flügel-Männer nach neuer Macht streben

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Das AfD-interne Netzwerk „Der Flügel“ löst sich auf. Seit dem späten Dienstagabend ist das offiziell. Das Personal, das sich dieser vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Strömung zurechnet, bleibt trotzdem in der AfD. Und in Niedersachsen drängt ein Anhänger des Faschisten und Thüringer Fraktionsvorsitzenden, Björn Höcke, sogar in höhere Ämter.

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Kestner aus Northeim will den Vorsitz des niedersächsischen Landesverbandes übernehmen. Und er teilt schon mal gegen die bisherige Landeschefin Dana Guth aus. Sie würde das Coronavirus nutzen, um den Landesparteitag vor sich her zu schieben. Bisher gibt es keinen festen Termin. Die Partei peilt Mai oder Juni an.

In einem Interview mit dem rechtsextremen Zuerst! Deutsches Nachrichtenmagazin hält Kestner Guth zudem vor, dass der Landesverband „in den letzten zwei Jahren nicht erkennbar genug gewesen“ sei und „zu wenig Impulse gesetzt“ habe. Dies habe zur Folge, „dass wir als alternative politische Kraft immer weniger von den Bürgern in Niedersachsen wahrgenommen werden“.

Die letzten AfD-Wahlergebnisse, wie bei der Ratswahl in Walsrode (3,8 Prozent) oder der Oberbürgermeisterwahl in Hannover (4,6 Prozent) hätten gezeigt, dass „ein dringliches Umsteuern in der AfD Niedersachsen unabdingbar erforderlich“ sei. „Wenn wir nicht zügig einen tiefgreifenden Aufbruch hinbekommen, dann werden wir uns bald nicht mehr mit der Frage beschäftigen müssen, welche Leute wir in die Parlamente entsenden.“ Sondern „ob wir überhaupt noch Mandate erringen werden“.

Der 48-Jährige meint, dass die „fortlaufenden Diffamierungen des Altparteienkartells und der ihnen hörigen Medien“ sowie die „dreiste Umwidmung des Verfassungsschutzes zum Altparteienschutz und Oppositionsdrangsalierer“ die Kandidat*innensuche erschweren würden.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Seine Kandidatur um den Landesvorsitz bestätigt Gerüchte über das Machtstreben Kestners, unterstützt von Höcke. Bereits am 1. Februar fand eine eher konspirative Veranstaltung mit dem Flügel-Chef in einem Industriegebiet in der niedersächsischen Gemeinde Bissendorf statt. Ein AfD-Gemeinderatsmitglied hatte seine Firmenräume zur Verfügung gestellt. Zu dem Treffen waren auch der Bundestagsabgeordnete Dietmar Friedhoff und der niedersächsische Landtagsabgeordnete Harm Rykena gekommen.

Mit Höcke hat Kestner gemein, dass er sich um die Männlichkeit sorgt. Er beklagt auf Facebook, dass „Homosexualität als etwas Normales, ja sogar Wünschenswertes, präsentiert“ werde. Er wettert auf Facebook auch gegen die Fernsehsendung „Lindenstraße“ und nennt diese eine „Werbetrommel für Gender und Multi-Sexualität“ und eine „Plattform für jedwede Akzeptanz illegaler Zuwanderung“. Mit Kestner an der Spitze dürfte die AfD in Niedersachsen weiter nach rechts rücken.