Inzwischen schon 3.000 „Artists4Bernie“

Unterstützerbrief für den demokratischen, kulturaffinen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders

Über 3.000 internationale Künstler*innen und Kulturschaffende haben inzwischen einen am vergangenen Montag initiierten Unterstützerbrief für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders unterschrieben. Darunter sind Namen wie Nan Goldin, Hito Steyerl, Kara Walker, Chloë Sevigny, Jim Jarmusch und Michael Stipe. Initiatoren der Kampagne „Artists4Bernie“ sind das Künstlerkollektiv DIS, das unter anderem 2016 die 9. Berlin Biennale kuratierte, sowie der Künstler Mohammad Salemy und die Kuratorin und Autorin Jennifer Teets. Die Unterzeichner wollen mit Sanders in eine „neue Ära des Friedens, Wohlstands und der menschlichen Würde“ gehen. Der Einfluss Amerikas sei weltweit so groß, dass „jeder Bürger dieser Welt das Recht hat, eine öffentliche Meinung über die Innenpolitik der Vereinigten Staaten zu haben“. In Sanders sehen sie den einzigen Kandidaten, der Donald Trump im Herbst besiegen könnte.

Der 78-jährige Senator aus dem US-Bundestaat Vermont genießt besondere Sympathien in der Kunst- und Kulturszene der USA. Wenn er ins Weiße Haus einzöge, dann werde er „ein Präsident für die Künste sein“, sagte er einmal. Sanders propagiert eine kostenlose Gesundheitsversorgung für alle, will die in den USA üblichen Collegegebühren abschaffen und spricht sich für eine Streichung der hohen Ausbildungsschulden vieler junger Ameri­ka­ne­r*innen aus.

Für die meisten freischaffenden Künst­le­r*in­nen in den USA wäre schon das ein Segen. Viele leben in prekären Verhältnissen, wie es in dem Unterstützerbrief heißt. Sie können sich die horrenden Beiträge zu einer privaten Krankenkasse kaum leisten. Gute Universitäten kosten ein Vermögen. Wenn die Gebühren mit Krediten bezahlt werden, dauert es oft Jahrzehnte, bis Künstler*innen in der Lage sind, die letzte Rate zu zahlen. Nach Ansicht der Unterzeichner führe das auch dazu, dass sich nicht die Talentiertesten der Kunst widmeten, sondern oft nur die, die es sich leisten könnten. Diese Unwucht, hoffen sie, könnte unter einem Präsidenten Sanders ausgeglichen werden.

Sanders verspricht, sich für eine „robuste Finanzierung“ von Kunst in „unseren Städten, Schulen und öffentlichen Räumen“ einzusetzen. Bereits als Bürgermeister der Stadt Burlington in Vermont hat Sanders in den 80er Jahren eines der ersten städtischen Förderprogramme für Kunst und Kultur in den USA eingerichtet und verwandelte die Stadt so dauerhaft in ein lebendiges Kreativzentrum.

Sanders steht damit in krassem Gegensatz zu dem amtierenden Präsidenten Donald Trump. Dieser hat bisher keinen Hehl daraus gemacht, wenig Interesse an Kunst und Kultur zu haben. Er droht etwa, das Geld für die einzige bundesstaatliche Kunststiftung der USA, den National Endowment for the Arts, zu streichen. Für ihn sei das eine „verschwenderische und unnötige Finanzierung“.

Außerdem will Trump die Bundeszuschüsse für den einzigen öffentlichen TV-Sender der USA, den Public Broadcasting Service (PBS), und dessen Radiopendant National Public Radio (NPR) kürzen. In der Saison 2018/2019 sendete PBS nach eigenen Angaben 225 Stunden kulturbezogene Inhalte, die von 94 Millionen Zuschauern verfolgt wurden. PBS ist einer der wenigen TV-Sender der USA, in denen überhaupt noch über Kultur berichtet wird.

Für die Beratung in Fragen zur Kunst und Kultur gab es im Weißen Haus seit den 1980er Jahren das President’s Committee on the Arts und Humanities. Dessen Mitglieder traten geschlossen zurück, weil Trump 2017 Neonazis nicht eindeutig verurteilt hatte. Für Trump kein Problem. Er hätte das Gremium sowieso bald aufgelöst, ließ er über einen Sprecher mitteilen. Es sei einfach nicht mehr zu verantworten, dafür „amerikanisches Steuergeld auszugeben“.

Die Autor*innen des Unterstützungsbriefes wenden sich genau gegen dieses Gebaren. Sanders sei der Kandidat, „der die Werte und Tugenden“ repräsentiere, nach denen jeder Kulturschaffende strebe. Verena Harzer