die nachricht
: Coronavirus breitet sich schnell im Land aus

Robert-Koch-Institut bestätigt 117 Fälle. Quarantäne für Karnevalisten in NRW endet.
Aldi und Lidl bestätigen Hamsterkäufe. Scholz: Konjunkturprogramm ist möglich, falls nötig

Das Neue

Das neuartige Coronavirus verbreitet sich schnell in Deutschland. Nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) ist das Land gewappnet, falls die Wirtschaft in Schwierigkeiten geraten sollte. „Wenn die Lage es erforderte, dass ein solcher Impuls nötig wird, haben wir auch die Mittel, ein Konjunkturprogramm aufzulegen“, sagte Scholz der Welt am Sonntag. Die Bundesregierung rechnet nicht mit einem schnellen Ende des Kampfs gegen das Coronavirus.

Bundesländer und Städte meldeten weitere Krankheitsfälle. Bis Sonntagvormittag wurden in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 117 Infektionen nachgewiesen. Das Virus erreichte erstmals Niedersachsen und Bremen. Ein 68-jähriger Mann aus Uetze bei Hannover wurde von einem privaten Labor in Göttingen positiv auf das Virus getestet. Er hatte sich nach Angaben des niedersächsischen Gesundheits­ministeriums vermutlich auf einer Busreise nach Norditalien mit dem Virus infiziert. „Das ist kein Anlass und kein Grund zur Panik“, betonte Niedersachsens Gesundheits­ministerin Carola Reimann (SPD). „Das Virus zirkuliert in Niedersachsen nicht.“

In Bremen wurde das Virus bei ­einer Frau entdeckt, die am Donnerstag aus dem Iran zurückgekehrt war. Sie befindet sich in einem Bremer Klinikum und weist aktuell nur leichte Symptome auf.

Für Hunderte Karnevalisten, die eine Sitzung im Kreis Heinsberg besucht hatten, endete am Sonntag die vorsorgliche häusliche Quarantäne wegen des Coronavirus. Betroffene, die keine Krankheitssymptome zeigten, dürften sich wieder uneingeschränkt bewegen, sagte ein Sprecher des Kreises Heinsberg. Ein 47-Jähriger, der als Erstinfizierter in NRW gilt, hatte auf der Sitzung in Gangelt Karneval gefeiert. Daraufhin stellte der Kreis rund 300 Besucher und ihre Familien unter Quarantäne.

In NRW gibt es inzwischen rund 70 nachgewiesene Fälle. Auch in Bayern und Baden-Württemberg wurden neue Infektionsfälle bekannt. In Berlin wurde die weltgrößte Reisemesse ITB abgesagt.

Der Kontext

Das Robert Koch-Institut hält den Erreger Sars-CoV-2 für tödlicher als die Grippe. Die Welt­gesundheitsorganisation warnte, er habe „pandemisches Potenzial“ und könnte ohne die richtigen Maßnahmen „außer Kontrolle geraten“. Ein Krisenstab der Bundesregierung entschied, wegen der Verbreitung in weiten Teilen der Welt nicht mehr nur die Kontaktdaten von Fluggästen aus dem Ursprungsland China zu erfassen, sondern auch Passagiere aus Südkorea, Japan, dem Iran und Italien. Ziel ist, sie schnell erreichen zu können, falls ein Fluggast infiziert war.

Die Reaktionen

Viele Deutsche deckten sich vorsorglich mit Lebensmitteln ein. Das Virus führte bei deutschen Supermärkten zu einer verstärkten Nachfrage nach haltbaren Lebensmitteln und Hy­gieneprodukten, teilten Aldi-Süd und Lidl mit.

Die Konsequenz

Ist noch nicht abzusehen.

Ulrich Schulte (mit dpa)