brief des tages:
Verdrängte Katastrophe
„Humanitäre Situation in Syrien:
Kälte, Hunger, Krieg“, taz vom 6. 2. 20
Dass die taz so schonungslos über die hoffnungslosen Idlib-Flüchtlinge im kalten Schlamm berichtet – das finde ich geradezu mutig. Denn der Syrien-Krieg – besser: das Syrien-Massaker – ist in unseren Medien nicht zu finden.
Friedensbewegung? Sie reagiert, Gott sei Dank, bei Kriegsgefahr im Persischen Golf, oder wenn Trump seinen Boys Personenminen erlaubt. Aber Syrien?
Die verzweifelten Opfer sagen: Das Schlimmste sind nicht die Fassbomben von Assad oder die Streumunition von Putin. Das Schlimmste ist die Gleichgültigkeit der übrigen Welt. An der Staatsgrenze auf flüchtende Frauen und Kinder schießen? Das konnten sich 2015 nur AfD-Leute vorstellen. Ein Jahr später wurde der Flüchtlings-Deal mit Erdoğan abgeschlossen.
Seither „schützt“ die türkisch-syrische Grenze eine fünf Meter hohe Betonmauer. Seither werden täglich Flüchtende erschossen. Dort, weit hinten in der Türkei, nicht bei uns. In Deutschland Wohlstand und Konsumrausch genießen zu können, das hat halt seinen Preis. Nicht zuletzt an Scheinheiligkeit. Ingo Speidel, Stuttgart
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