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Wenn einfach nur der Regen prasselt

Eine kurze Begegnung zweier Männer in ihrem langsamen Alltag: Tsai Ming-Liangs „Rizi/Tage“ (Wettbewerb)

Szene aus „Rizi/Tage“ Foto: Homegreen Films

Von Michael Meyns

„Dieser Film ist mit Absicht nicht untertitelt“ – mit dieser Texttafel beginnt Tsai Ming-Liangs Wettbewerbsbeitrag „Rizi/Tage“. Eigentlich unnötig, denn in den folgenden 127 Minuten wird kaum gesprochen. Und wenn, hat es keine größere Bedeutung für die beiden Menschen, um die es hier geht. Von einer Handlung im klassischen Sinn zu sprechen oder sich dem Film über seine Narration zu nähern, wäre zu viel. Der aus Malaysia stammende und in Taiwan lebende Tsai Ming-Liang war nie ein Regisseur, der leicht konsumierbare Filme gedreht hat. Ihm waren Bilder, Töne, Andeutungen wichtiger als Worte.

Tsai gilt als Vertreter der „Slow Cinema“-Bewegung, einer Strömung, die sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Zusammen mit Lee Kang-Sheng, der in all seinen Filmen mitwirkte, hat Tsai eine Serie namens „Slow Walk“ gedreht, die genau das zeigt: Kang, wie er langsam unterschiedliche Städte durchquert. In Galerien und Museen waren diese Arbeiten zu sehen, dort wäre auch „Rizi“ nicht fehlplatziert, selbst wenn in dem Berlinale-Beitrag vergleichsweise viel passiert:

Am Anfang sitzt Kang (Lee Kang-Sheng) auf einem Stuhl, blickt melancholisch in die Ferne, Regen prasselt ans Fenster. Auch Non (Anong Houngheuangsy) ist allein, er kocht gerne, was die Kamera in langen Einstellungen verfolgt. Beide Männer gehen ihrem Alltag nach, Kang sucht diverse Ärzte auf, er hat ein seltsames Leiden. Irgendwann begegnen sich die beiden Männer – bei einer Massage in einem Hotelzimmer, die dann sehr erotisch wird. Sie teilen den Moment, kurz danach trennen sich ihre Wege und der Alltag geht weiter, in teils exakt den gleichen Einstellungen wie zu Beginn.

„Rizi“ ist ein Film der Beobachtungen und der Zeit. Tsai Ming-Liang lässt Bilder stehen, auch wenn es scheinbar nichts mehr in ihnen zu entdecken gibt, untermalt von einem ständigen Hintergrundrauschen aus Baustellenlärm, Autogeräuschen oder plärrenden Radios. Dann ein wunderbarer Moment: Es ist Nacht, eine einsame Straßenlaterne beleuchtet mit gelblichem Licht eine Fassade aus heruntergekommenen Glaspaneelen und es ist still. Eine Minute lang hält Tsai diesen Moment, der so ruhig, schwerelos und schön ist wie wenige andere Bilder in diesem seltsamen, zerfahrenen Berlinale-Wettbewerb.

28. 2., 10.00 Uhr, Friedrichstadt-Palast 29. 2., 13.15 Uhr, Haus der Berliner Festspiele 29. 2., 21.30 Uhr, Friedrichstadt-Palast

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