das detail
: Saumselige Zeremonie

Waad al-Kateab bei der Oscar-Verleihung Foto: Mike Blake/reuters

Die Oscar-Verleihung war gewohnt männlich dominiert – doch die Botschaften des Widerstands sind kreativ

Wenn die Karawane immer noch mehr oder weniger ungerührt weiterzieht, muss das Detail für den Fortschritt in die Bresche springen. Der Kapitalismus der Gegenwart schafft es 2020 zwar erstmals, mit dem südkoreanischen Film „Parasite“ einen fremdsprachigen Beitrag mit dem Oscar als besten Film auszuzeichnen. Aber sonst geht alles seinen gewohnten männlichen weißen Gang.

Die Botschaften der Zukunft kommen als in Kleider gestickte FLASCHENPOST daher: Waad al-Kateab, Erzählerin und Regisseurin von „For Sama“, einem Film über ihr Leben im syrischen Weltkrieg, bestickte den Saum ihres Kleides mit einem arabischen Gedicht, auf Deutsch: „Wir haben es gewagt zu träumen, und wir werden nicht bereuen, auf unsere Würde bestanden zu haben.“

Für mehr Aufmerksamkeit im deutschen Medienmarkt sorgt Natalie Portman: In einem weiteren Jahr, in dem keine Frauen für die beste Regie nominiert wurden, ließ Portman eine Liste übersehener Namen entlang des Saums ihres schwarzen Dior-Umhangs sticken. „Ich wollte die Frauen, die für ihre unglaubliche Arbeit in diesem Jahr nicht anerkannt wurden, auf meine Art und Weise würdigen“, sagte sie in einem Interview auf dem roten Teppich. Zu den auf dem Umhang genannten Regisseurinnen gehören Lorene Scafaria, Greta Gerwig, Mati Diop, Marielle Heller, Melina Matsoukas, Alma Har’el, Céline Sciamma und Lulu Wang.

Und im nächsten Jahr? Ein Fortschritt wäre doch, wenn Brad Pitt eine gute Rede zu Trump hielte, vielleicht in einem Umhang wie als Achill in „Troia“ aufträte. Auf den wären dann gar keine Namen gestickt, alle Oscars würden an weibliche Regisseure gehen – und die Männer, die wären einfach mitgemeint. Ambros Waibel