Rettung des Prospect Cottage: Zugang für die Ewigkeit
Das Fischerhaus des Filmemachers Derek Jarman soll gerettet werden. Es ist zur Gedenkstätte des britischen Künstlers und seiner Arbeit geworden.
„Wir waren im Konvoi mit der Absicht nach Kent gefahren, Tilda (Swinton) in einem Wald voller Blauglöckchen zu filmen. Derek schlug vor, die weltberühmten Fish and Chips in einem Pub in Dungeness zu essen. Als wir in Richtung des Leuchtturms fuhren, sagte Derek: ‚Da steht ein kleines Häuschen am Strand – schwarz mit gelben Fenstern –, und wenn es jemals zum Verkauf steht, werde ich es kaufen müssen.‘
Und als wir ankamen, sagte Tilda: ‚Oh, es ist zu verkaufen, Derek! Du musst es kaufen.‘ Und das tat er.“ So erzählte es Keith Collins, der langjährige Partner des britischen Filmemachers, Gärtners, Malers und Aktivisten Derek Jarman, in dessen „Skizzenbüchern“.
Von 1986, dem Jahr seiner HIV-Diagnose, bis zu Jarmans Tod 1994 wurde das kleine Fischerhaus am kargen, windigen Strand von Dungeness in Kent, unweit eines heute halb stillgelegten Kraftwerks, ein kreativer Rückzugsort für Jarman. Er verwandelte das schwarze Häuschen mit den gelben Fenstern und dem zaunlosen Garten drumherum in ein Kunstwerk. Der Ort ist im Laufe der Jahre eine Art Pilgerstätte geworden, die bis heute Menschen aus aller Welt anzieht.
Keith Collins, dem der Regisseur Prospect Cottage vererbt hatte und der sich um den Erhalt des Hauses und Gartens mit seinen organischen Skulpturen kümmerte, verstarb 2018. Nun droht Prospect Cottage der Verkauf auf dem freien Markt. Es könnte aber auch ganz anders kommen. Der etablierte Hilfsverein Art Fund versucht mit einer Crowdfunding-Kampagne den stolzen Betrag von 3,5 Millionen Pfund zu sammeln. Und zwar schnell.
Besichtigungen und Künstlerförderungsprogramm geplant
Bis zum 31. März – die von Collins berufenen Vermögensverwalter legten diese Frist fest – soll die Summe nicht nur den Kauf von Prospect Cottage und den darin erhaltenen Kunstwerken, Texten und Objekten von Jarman sichern, sondern auch ein für die „Ewigkeit“ angelegtes Förderprogramm für Filmemacher, Autoren, Gärtner und Künstler ermöglichen. Bis jetzt nicht erlaubte öffentliche Besichtigungen des Hauses sind ebenfalls geplant.
Der lokale gemeinnützige Verein Creative Folkestone soll die Organisation übernehmen, die Tate Gallery die empfindlichsten Objekte, zum Beispiel Jarmans mit Collagen illustriertes Adressbuch, im Tate Archive aufbewahren und zur Verfügung stellen. Etwas über die Hälfte der Summe ist schon erzielt worden.
Art-Fund-Direktor Stephen Deuchar kündigte bereits bei Beginn der Campagne großzügige Spenden des National Heritage Memorial Fund (£ 750.000), des Art Fund (£ 500.000) und des Linbury Trust (£ 250.000) an. Was etwas ironisch klingen mag, wenn man bedenkt, wie ungeheuer schwierig es für Jarman zu Lebzeiten war, die Finanzierung für seine Filme zu sichern. Diesmal könnte es einfacher sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Felix Banaszak über das Linkssein
„Für solche plumpen Spiele fehlt mir die Langeweile“
Geschlechtsidentität im Gesetz
Esoterische Vorstellung
Nach Diphtherie-Fall in Berlin
Das Problem der „Anthroposophischen Medizin“
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Menschenrechtslage im Iran
Forderung nach Abschiebestopp