piwik no script img

das portraitRainer Beckedorf wird gefeuert undkassiert ordentlich

Findet seine Entlassung vermutlich gar nicht so schlimm: Rainer Beckedorf Foto: Sina Schuldt/dpa

Der Staatssekretär bleibt, beteuerte Niedersachsens Agrarminsterin Barbara Otte-Kinast (CDU) noch im Juni. Sie wolle „mit aller Deutlichkeit klarstellen“: Es gebe keine Absicht, die Position neu zu besetzen. Anderslautende Spekulationen seien falsch. Sie stehe voll hinter Rainer Beckedorf, der auch weiterhin als Amtschef die Geschicke ihres Hauses leiten werde, so die Ministerin.

Ein knappes dreiviertel Jahr später steht fest, was zuvor so vehement bestritten wurde: Beckedorf muss gehen. Zwar hat das Kabinett der Entlassung noch nicht formell zugestimmt. Doch Otte-Kinast hat mit dem früheren Göttinger Landwirtschaftsprofessor Ludwig Theuvsen schon einen Nachfolger bestimmt. Pikant an der intern längst feststehenden Abberufung ist der Zeitpunkt: Beckedorf war Ende November zwei Jahre im Amt – das ist die Mindestzeit für Versorgungsbezüge von Staatssekretären.

Beckedorf (59), Jurist und CDU-Mitglied aus Lüneburg, hat lange Verwaltungserfahrung. Er war Kreisrat im heutigen Heidekreis, arbeitete beim Deutschen Landkreistag, ging dann als Kommunalabteilungsleiter ins Innenministerium unter CDU-Hardliner Uwe Schünemann und wechselte schließlich ins Agrarressort.

Das landespolitische Insider-Medium „Rundblick“ formulierte höflich. „Die Managementaufgabe, zunächst unmöglich scheinende Dinge auf geschickten Wegen möglich zu machen, schien seine Stärke nicht zu sein.“ Schon früh seien aus dem Ministerium, von Bauernverbänden und aus den Koalitionsfraktionen Vorbehalte gegen Beckedorf laut geworden. Er habe sich im Streit um ökologische Vorgaben für die Landwirtschaft zu oft vom Umweltministerium unterbuttern lassen und für Niedersachsen zu wenig Dürrehilfen in Brüssel herausgeschlagen, ist die Kritik.

Otte-Kinast traute dem braven Beckedorf offenbar nicht zu, den Wandel in der Landwirtschaft zu gestalten oder wenigstens zu moderieren. Es werde nun die Aufgabe seines Nachfolgers sein, „die Weichenstellungen, die vor allem mit dem Umwälzungsprozess in der Landwirtschaft verbunden sind, vorzunehmen“, ließ die Ministerin ihre Pressestelle texten. Reimar Paul

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen