: Von der Scholle gekippt
Russland führt erstmals Eisbärenzählung durch
„Endlich wieder eine Bärenmeldung!“, hallte es gestern kurz vor Redaktionsschluss durch die weiten Hallen der Wahrheit-Redaktion. In den eisigen Oblasten des russischen Nordens stehen sich derzeit die Eisbären bei den Einwohnermeldeämtern die Pfoten platt. Zum ersten Mal in der ruhmreichen russischen Geschichte werden die Petze durchgezählt, rapportierte dpa gestern, offenbar war ein entsprechendes Gebot von Kaiser Putin ausgegangen. Womöglich rief Mütterchen Russland ihre pelzigen Kinder aber auch zur großen Bäreninventur, um Gewissheit zu erlangen, ob überhaupt noch welche übrig sind. Den sensiblen Tieren macht der Klimawandel bekanntlich besonders zu schaffen. So mancher Eisbär versank schon im tauenden Permafrost, kippte volltrunken von der Scholle oder machte zu Fuß in den Westen rüber, obwohl die scharfsichtigen Tiere von ihrem russischen Habitat aus Sarah Palin in Alaska mit dem Bärentöter winken sehen können. Die Bärenzählung begann „in der Region Tschukotka im äußersten Nordosten“ und soll erst 2023 enden – vermutlich innerhalb der Kremlmauern in Moskau, denn die Meldung vergisst nicht, zu erwähnen, dass „die Tiere sich auf der Suche nach Futter“ immer weiter Richtung menschlicher Buffets orientierten.
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