: In der Kantine gibt es den Klima-Teller
Die Senatsverwaltung für Wirtschaft will sich nachhaltiger aufstellen und andere Landes- und Bezirksbehörden gleich mitziehen
Von Claudius Prößer
Jetzt, da sich alle für Klimaneutralität einsetzen, ist ein älteres Schlagwort etwas ins Abseits geraten: die Nachhaltigkeit. Das Konzept hat bekanntlich nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische und soziale Komponente: Alles, was wir so tun und lassen, soll einerseits die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren, aber den Beteiligten und den kommenden Generationen auch ein gedeihliches Auskommen, ja ein gutes Leben ermöglichen.
Mit einer Initiative ihrer Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe will Senatorin Ramona Pop (Grüne) dieses Konzept wieder stärker ins Bewusstsein rücken. Im November hat sie gemeinsam mit der Personalvertretung ihres Hauses ein „Leitbild Nachhaltige Behörde“ verabschiedet. Während in der Schöneberger Martin-Luther-Straße nun eine Arbeitsgruppe zur internen Umsetzung dieses Leitbilds gebildet wird, sucht Pop jetzt den Kontakt zu den SenatskollegInnen, um sie für ähnliche „Leitbilder“ zu gewinnen. In einem an alle SenatorInnen und BezirksbürgermeisterInnen versandten Schreiben, das der taz vorliegt, wirbt sie dafür.
17 Ziele sollt ihr sein
Pop nimmt darin Bezug auf die 2015 auf dem UN-Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung verabschiedete Agenda 2030: Die besteht aus 17 „Zielen für nachhaltige Entwicklung“ – „Sustainable Development Goals“ (SDGs) –, von der Überwindung der Armut und Zugang zu sauberem Wasser bis hin zu erneuerbarer Energie, hochwertiger Bildung und menschenwürdiger Arbeit. Umzusetzen seien diese Ziele, so die Senatorin in ihrem Brief, „nur in einer gemeinsamen Anstrengung auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene“. Großen Städten komme dabei besondere Bedeutung zu. „Unser Haus hat sich auf den Weg gemacht, modellhaft aufzuzeigen, wie die Verwaltung einen Beitrag zum Erreichen der SDGs leisten kann.“
Auf der Metaebene klingt das „Leitbild Nachhaltige Behörde“ ziemlich gut – und vielleicht ein bisschen abgehoben: Es kreist um die fünf Themen „People“, „Planet“, Prosperity“, „Peace“ und „Partnership“, wobei es bei den „Menschen“ etwa um respekt- und vertrauensvollen Umgang am Arbeitsplatz und die Förderung von Diversität und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehen soll. Unter „Frieden“ subsumiert die Wirtschaftsverwaltung beispielsweise „Handlungsstrategien, um auf diskriminierende oder rassistische Vorfälle reagieren zu können“, aber auch die Beteiligung von BürgerInnen an Entscheidungsprozessen in unterschiedlichen Formaten.
„Wohlstand“ („Prosperity“) bezieht sich unter anderem auf Fairen Handel. Der spielt erwartbarerweise beim Kauf von Kaffee, Tee oder Zucker für die Büros eine Rolle. Die Wirtschaftsverwaltung hatte vor Kurzem aber auch angekündigt, bei der Anschaffung von IT-Hardware auf faire Produkte umzusteigen, etwa „faire Mäuse“ (taz berichtete). Ganz konkret wird die Sache mit der Nachhaltigkeit laut Pops Sprecher Matthias Borowski auch in der Kantine: Dort gibt es einmal wöchentlich einen „Klima-Teller“, vegane oder vegetarische Gerichte stünden täglich auf der Karte.
Besser als die Vorgaben
„In internationalen Rankings zur Umsetzung der SDGs steht Deutschland vergleichsweise weit oben“, räumt Borowski ein. Der Anspruch der Berliner Verwaltung müsse deshalb sein, „besser zu werden, als es die Zielvorgaben und die vorhandenen Indikatoren verlangen“. Wenn auch andere Behörden mitziehen sollten, wird eine Koordinierung nötig sein. Dazu schlägt Pop vor, einen „verwaltungsinternen Arbeitskreis SDGs in Berlin“ einzurichten, der sich mehrmals im Jahr treffen soll. Im eigenen Haus soll eine Steuerungsgruppe regelmäßig überprüfen, ob man den selbstgesteckten Zielen auch tatsächlich näherkommt.
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