das portrait
: Sebastian Thrun will, dass Taxis durch die Luft fliegen

Würde gern mit Künstlicher Intelligenz Krebs heilen: Sebastian Thrun Foto: Jagadeesh Nv/dpa

Ein erfolgreicher Typ, dieser Sebastian Thrun: Er lehrte als Professor in Stanford, entwickelte für Google Roboterautos, gründete ein Flugtaxi-Start-up und eine kostenpflichtige Online-Universität, um, wie er sagt, Bildung zu demokratisieren. Seine vielfältige Karriere begann 1986 mit einem Studium in Niedersachsen.

„Ohne die Uni Hildesheim und das Gymnasium Josephinum wäre ich nie erfolgreich geworden“, sagt der 52-Jährige. Das hört man gern in Hildesheim: Seine alte Universität verlieh ihm am Mittwoch die Ehrendoktorwürde. Und der Informatiker bedankte sich mit diesen Worten: „Ich freue mich besonders, dass ich keine Doktorarbeit abgeben musste.“ Zumindest nicht noch eine. Thrun trägt diverse Titel: Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. mult.

„Seine wissenschaftliche Arbeit ist geprägt von seiner Begeisterung für menschliches Lernen und dem Ziel, zukunftsträchtige Ideen und Technologien aus der Forschung in Wirtschaft und Gesellschaft umzusetzen“, lobte der niedersächsische Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU).

Im Moment arbeitet Thrun vor allem an einer Idee: den Flugtaxis. 2015 gründete er das Unternehmen Kitty Hawks in San Francisco. „Die Vision sind Taxis, mit denen man zur Arbeit fliegen wird, statt zur Arbeit zu fahren“, erklärte er auf einer Konferenz in München.

Er schätzt, dass es noch ungefähr zehn bis 15 Jahre dauern wird, bis wir tatsächlich Lufttaxis nutzen können. „Noch in der Prototyp­phase, aber sehr vielversprechend“, sagt er. Die Prototypen würden Menschen fünf- bis zehnmal so schnell befördern wie Autos im Stadtverkehr. Das aktuelle Modell heißt Heaviside – ein kleines Flugzeug, acht Propeller, senkrecht startend und landend, für eine Person. Später sollen die Taxis autonom werden. Bis jetzt sind sie aber noch nicht sicher genug.

Einen recht großen Traum möchte sich der Forscher wohl noch erfüllen: Niemand solle mehr an Krebs sterben müssen. „Ich glaube, dass wir erhebliche Fortschritte machen können, indem wir mittels künstlicher Intelligenz Menschen jeden Tag untersuchen, ohne dass sie das merken.“ Ein Gesellschaftsideal, das man auch kritisch sehen kann. Vielleicht sollte er darüber mal eine Doktorarbeit schreiben. Nele Spandick