So viel Kritik muss sein: Eiken Bruhn über„Der Josa mit der Zauberfidel“: Reingehen, kommt ja sonst keiner
Es ist ja nicht so, dass alle Bücher von Janosch grauenhaft wären. Es gibt auch die älteren, in denen kein Frosch die Tigerente erst belästigt und dann besteigt. Die, in denen echte Geschichten erzählt werden, in wunderschönen Bildern. Wo also nicht Bär und Tiger in blassen Aquarellfarben uninspiriert durch die Gegend stapfen, irgendwen treffen und am Ende in ihrer Männer-WG wie immer Fisch und Pilze essen.
Eins davon ist „Der Josa mit der Zauberfiedel“ von 1960 – und genau diese Fabel von einem schwächlichen Jungen, der mit seinem Geigenspiel Menschen, Tiere und Pflanzen kleiner und größer machen kann, hat das Figurentheater „Mensch Puppe“ auf die Bühne gebracht. Welch ein Glück.
Denn das Stück entfaltet eine eigene Magie, nicht nur, wenn die von Claudia Spoerri gespielte vagabundenhafte Erzählerin und Puppenspielerin mal hier ein Ei, dort eine Träne verschwinden lässt. Oder aus Gewichtkugeln die Ameise zaubert, auf der Josa umherzieht. Es gibt noch viel mehr solcher zauberhaften Einfälle.
In jedem Fall sind sie mehr als bloße Staffage, keine Gimmicks, um das schnell ablenkbare Publikum bei der Stange zu halten, sondern elementarer Bestandteil einer wundersamen Verwandlung von Josa, der am Anfang keinen Platz auf der Welt zu haben scheint und damit seinem Vater großen Kummer bereitet – bis ihm ein komischer Vogel die Zaubergeige schenkt.
Es ist eine Inszenierung, deren Requisite eher sparsam ist. Das ist bei „Oh, wie schön ist Panama“ anders, dem anderen Janosch-Stück von „Mensch Puppe“. Darin passiert übrigens so gut wie nichts: Bär und Tiger halt, einmal ums Feld herum, Perspektive gewechselt und zu Hause ist es doch am schönsten. Mangels Plot und Message ist die Requisite umso niedlicher. Schnarch.
Nein, „Josa und die Zauberfiedel“ hat sehr viel mehr zu bieten, zum Beispiel Musikbegleitung durch eine Aufnahme der Bremer Philharmoniker, die das erste Streichquartett von Schostakowitsch spielen. Also: Reingehen, kommt ja sonst keiner!
Wieder am: 30. 12., 5. 1., 11. 1., 12. 1.,15 Uhr
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