Eleganz ganz zum Ende

Das Kabarettduo Herrchens Frauchen feiert 35-jähriges Jubiläum und probt den Abschied – mit ganz und gar unfrommen Adventsliedern

Von Robert Matthies

Es sind eigentlich bescheidene, vielleicht ja sogar fromme Wünsche, die Herrchens Frauchen – Lisa Politt und Gunter Schmidt –, diesmal verstärkt durch die Musiker Jo Jacobs und Wanja Hasselmann, zur Feier des 35-jährigen Jubiläums ihres Kabarettduos formulieren. So wie dieser: Dass der Mensch doch wenigsten wieder lerne, die „Schönheit des elegant zu Ende gedachten Gedankens“ zu schätzen.

Oder dieser: Nach der in dieser Länge doch gar nicht geplanten Karriere noch einen grandiosen Abgang hinzulegen – so lange man mit heiserer Stimme überhaupt noch etwas ins Mikro gehustet bekommt, die Spannkraft des alternden Körpers noch eine Schlusspose mit angemessener Eleganz bewerkstelligen kann und man bei der Betitelung nicht alle Wörter durcheinanderwirft: „Abschied ist ein schweres Schaf“ heißt der Abend.

Aber wirklich fromm geht es natürlich nicht zu, bei diesem „Adventssingen“. 17 Lieder stimmen die vier an, einige neu und selbst gedichtet, viele Coverversionen von Rainald Grebe bis zu den Ärzten sowie bemerkenswert treffsichere Übersetzungen Politts aus dem Englischen: Songs von Elvis Costello bis Beyoncé. Alles übrigens musikalisch auf bemerkenswert hohem Niveau: Jazz können die und Spottlieder und richtig kitschige Herzblutpopsongs. Und wenn Sie einmal gesehen haben, wie Gunter Schmidt zum Kreiselfraulied tanzt ...

Um die Sorgen alternder Stars geht es da (Comeback, Burn-out), um allerlei irgendwie als heilig Erachtetes (Zölibat, Autofahren, Heimat). Und dabei, das ist das große Kunststück, immer auch um die Möglichkeit, noch Würde zu wahren inmitten all der Unwürdigkeiten.

„Abschied ist ein schweres Schaf – 35 Jahre Herrchens Frauchen“: Sa, 21. 12., So, 22. 12., sowie Mi, 25. 12., bis Di., 31. 12., Polittbüro