Die Pixel feiern Geburtstag

VON MARKUS VÖLKER

Seit einem Jahr wird Werbung auf Fotos im taz-Ressort „Leibesübungen“ verpixelt, also unkenntlich gemacht. Die Verpixelung ist mittlerweile zu einem Markenzeichen der „Leibesübungen“ geworden. Nicht nur dadurch hebt sich der taz-Sport von anderen Tageszeitungen ab. Er verzichtet etwa immer schon auf Motorsport-Berichterstattung – ein Gründungsethos aus dem Jahr 1983.

Es gibt gute Gründe für eine Verpixelung. Uns ging es darum, aus der kommerziellen Verwertungskette auszuscheren, indem wir sagen: Es kann nicht Aufgabe einer Zeitung sein, die mit kritischer Distanz über Sport berichtet, täglich kostenlos parasitäre Werbung von Vereinen und deren Sponsoren ins Blatt zu heben. Das ist auch eine Frage journalistischer Unabhängigkeit.

Die Verpixelung wurde kritisiert, von Werbefachverbänden, Lobbyisten und Journalisten, aber auch innerhalb der taz wurden heftige Diskussionen geführt. Um ein Haar wäre es zum Ende der Verpixelungsaktion gekommen. Das Meinungsbild ist uneinheitlich. Die Kritiker sagen, dass Bilder verfälscht würden, dass sich der taz-Sport die Welt pixele, wie es ihm gefällt, und dass allenfalls altlinke Reflexe bedient würden. Wir sind freilich der Meinung, bei der Verpixelung werden keine Bilder verfälscht, durch die „Bildbearbeitung“ wird vielmehr der Fokus auf das Thema Vermarktung und Kommerzialisierung im Profisport gerichtet. Es geht darum, einen Kontrapunkt zu setzen.

Es ist richtig, dass nicht überall in der taz Sportfotos verpixelt werden. Jedes Ressort ist frei darin zu entscheiden, ob es verpixeln will oder nicht. Das Onlineressort taz.de etwa verpixelt (bisher) nicht. Das mag Leser verwundern, doch so funktioniert die taz nun mal. Sie ist ein vielgestaltiges Gebilde, das Raum für Kreativität, Selbstbestimmung und unkonventionelle Ideen lässt.

■ Markus Völker ist taz-Sportredakteur