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berliner szenen37 Eurobis Breslau

Bitte Spende für Ticket nach Breslau“ steht auf dem Pappschild, das der alte Mann in der Hand hält. Er trägt eine rote Krawatte, ein weißes Hemd und einen dunklen Anzug und steht am Eingang der U-Bahn-Station Kleistpark. Ich wühle in meiner Tasche, gebe ihm, was ich an Münzen finden kann, und gehe zur Bushaltestelle weiter. Doch als ich dort bin und auf den Bus warte, kann ich nicht aufhören, an den Mann zu denken, der nach Breslau will.

Warum er so formell angezogen ist, warum er nach Breslau möchte, warum er das Geld für das Ticket nicht hat. Aber vor allem denke ich an seine blauen Augen. Vielleicht erinnert er mich an meinen Ur-Opa, auch wenn ich ihn nie persönlich kennengelernt habe. Ich schaue, was ich noch in meinem Portemonnaie habe und gehe zurück. Er bedankt sich und küsst meine Hand. Ich spüre seine kalte knochige Hand und halte sie eine Weile. Ich frage ihn auf Deutsch und Englisch, wie viel Geld er für das Ticket noch sammeln muss. Er antwortet mir auf Polnisch, aber als er merkt, dass ich nichts verstehe, schreibt er auf das Pappschild: „37 Flixbus“. Ich nicke und wünsche ihm Glück. Wir geben uns wieder die Hand. Ich würde gerne mit ihm weiterreden, ihm Fragen stellen, doch wir haben keine gemeinsame Sprache, und ich komme zu spät zur Arbeit. Außerdem kann man nicht allen Menschen, die es nötig haben, helfen, sage ich mir, um die Tatsache zu rechtfertigen, dass ich später die Episode vergessen werde. Er winkt mir aus die Ferne.

Ich habe keine Ahnung, warum ich nicht zum Geldautomaten gegangen bin und ihm das Busticket einfach spendiert habe. Als ich vier Stunden später wieder am Kleistpark bin, ist der Mann nirgendwo mehr zu finden. Ich wünsche mir, dass er schon längst auf dem Weg nach Breslau ist.

Luciana Ferrando

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