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: Glauben und Zweifeln

Die taz ist ein offenes Haus. Genossen, Reisegruppen, sogar Militärs kommen zu Besuch. Am Dienstag kam eine Gruppe von 25 Schülerinnen und Schülern der Berliner Rütli-Schule. Genauer: zwei Kurse mit einem Namen, der unsere Zunft unmittelbar betrifft: „Glauben und Zweifeln“. Die 17- bis 19-Jährigen beschäftigen sich dort mit der Glaubwürdigkeit des Journalismus. In die taz kamen sie, um mehr über die Praxis zu erfahren: Wo findet man Protagonisten? Wie verifiziert man Informationen? Was passiert, wenn man eine Schreibblockade hat?

Die routinierte Frage- und Antwortrunde entwickelte sich zum echten Dialog. Und der landete immer wieder bei strukturellen Fragen: Wie viel verdient ein tazler? Auf die Frage folgte eine ehrliche Antwort, auf diese wiederum eine ehrliche Reaktion: „Was? Ihr müsst so lange studieren und verdient dann so wenig?!“ Für die taz arbeiten: muss man sich leisten können.

Auch das relativ homogene Erscheinungsbild der vorausgegangenen Redaktionskonferenz in dem Raum kam zur Sprache, der jetzt ausschließlich postmigrantisch besetzt war: Wieso unterscheidet sich die Zusammensetzung deutscher Redaktionen von jener der deutschen Gesellschaft? Keine kruden Verschwörungstheorien, sondern diese Frage entpuppte sich als größte Herausforderung der Begegnung: Wie soll man ehrlich auf diese Frage antworten, ohne Schülern aus Neukölln den möglichen Berufswunsch madig zu machen? Nicht darüber zu reden ist aber auch keine Option. Unsere Glaubwürdigkeit hängt davon ab.

Volkan Ağar