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berliner szenen„DearPatti …“ – ein Dankesbrief

Ich bin aufgeregt, als würden wir uns zu zweit treffen. Dabei wartet vor der Eingangstür schon ein schick gekleidetes Publikum, das sich, so denke ich, jedes Konzert der Akademie anschaut. Auch ihre Fans sind da, manche sitzen auf dem Boden: punkig, rockig, Hippie. Andere tragen gebastelte Schilder: „Suche Karte für Patti Smith“.

Als wir drin sind, bleiben nur noch zwei Plätze an der Seite übrig, neben einem Stuhl, auf dem Pattis Bodyguard später sitzen wird. Wir beobachten ihn aus dem Augenwinkel: seine blauen Augen scannen jeden Millimeter des Pierre Boulez Saals, wo Patti Smith heute spielt. Er sieht wie der Steinmensch aus den Marvel-Comics aus, nur im Anzug.

Patti Smith beginnt zu singen, mit einer so sanften Stimme, als würde sie uns die Lieder ins Ohr flüstern. Als sie aus ihren Büchern vorliest und sich entschuldigt, weil sie davon berührt ist, sehe ich, dass es vielen im Publikum geht wie ihr. „Bitte nicht!“, denke ich, doch Tränen laufen mir die Wangen runter. Der Abend dreht sich um Erinnerung und Menschen, die „entschlafen“ sind; „to pass away“, sagt sie immer wieder.

Als das letzte Lied zu Ende ist, steht ein Mann im schwarz-rot-goldenen Pulli und Fußballschall auf, reicht ihr ein Päckchen und setzt sich wieder, als hätte er die Mission seines Leben erfüllt. Andere Zuschauer*innen geben auch Geschenke. So kommt mir die Idee, Patti Smith einen Dankesbrief für das Konzert zu schreiben. Am nächsten Tag, bevor ich zu ihrer zweiten Show gehe, sitze ich in der Stargarder und wühle in meiner Tasche nach meinem besten Stift: „Dear Patti …“

Nachdem alle zusammen „People have the Power“ gesungen haben, gebe ich dem Bodyguard den Brief. Er guckt mich kaum an und verschwindet mit dem Umschlag durch eine Hintertür der Gethsemanekirche.

Luciana Ferrando

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