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Saudi Aramco geht an die BörseÖl regiert immer noch die Welt

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Anleger werden in den saudischen Staatskonzern investieren, obwohl er einem Despoten gehört. Außer der Dividende ist ihnen alles egal.

Prinz Mohammed bin Salman, Miteigentümer das staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco Foto: Amr Nabil/ap

W ie weit ist die Welt von echtem Klimaschutz entfernt? Eine Orientierung wird der Börsengang von Saudi Aramco geben, 2017 der profitabelste und größte Ölkonzern der Welt im Besitz Saudi-Arabiens und damit der Königsfamilie. Er steht für 17,2 Prozent der weltweiten Erdölreserven und 10 Prozent der aktuellen Förderung. Kronprinz Mohammed bin Salman will nur ein paar Prozent an die Börse bringen, doch schon das bringt zweistellige Milliardenerlöse.

Der Konzern ist wegen seiner Größe ein guter Maßstab, wie hoch die Finanzmärkte die Ölreserven der Welt insgesamt bewerten. Saudi Aramco wird auf 1,5 (Analysten) bis 2 (bin Salman) Billionen Dollar geschätzt, damit kämen die Ölreserven weltweit auf einen Buchwert von 8,7 bis 11,6 Billionen Dollar.

Geld, das allmählich abgeschrieben werden müsste, würden die weltgrößten Fonds und Banken, die den Börsengang begleiten, wirklich ­davon ausgingen, dass Klimaschutz zum Standard wird. Während Investoren aus Europa und den USA aus Klimagründen allmählich nicht mehr in Öl und Gas investieren, glaubt der Rest unverdrossen an den Wert der fossilen Rohstoffe.

Sie werden investieren, obwohl Saudi-Arabien eine Bananenrepublik ist, der ein UN-Bericht attestiert, dass der Staatschef womöglich persönlich Verantwortung für den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi trägt. Warum sollte man in einem solchen Land ohne Gewaltenteilung, freie Justiz und freie Presse einem Staatskonzern wie Saudi Aramco Glauben schenken, dessen Ölreserven seit Jahrzehnten angeblich nicht sinken? Letztlich ist das egal: Alle an dem Börsengang Beteiligten verdienen umso mehr, je höher sie den Kurs pushen. Interessenkonflikt pur.

Auch den Investoren ist das alles egal. Sie sehen die hohe Dividende, mit denen Saudi-Arabien lockt. Dabei steckt das Land den Erlös des Börsengangs in seinen Staatsfonds und damit in erneuerbare Energien: Der Kronprinz weiß, dass seine Ölquellen bald weniger wert sind. Er verkauft zu einem guten Zeitpunkt.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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4 Kommentare

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  • Ryadh hat vorletzte Woche einen Tweet abgesetzt:



    FEMINISMUS, ATHEISMUS und HOMOSEXUALITAT sind extremistische Haltungen, deswgen pervers und unakzeptabel.



    D.h. können mit Gefängnis und körperlicher Züchtigung bestraft werden.



    In dieses System investieren die Deutschen ihr Geld, bauen die renommiertesten Architekturbüros, arbeiten die klügsten Intellektuellen und Künstlerinnen.

  • Also 1. ein Grammatikfehler:

    " würden die weltgrößten Fonds und Banken, die den Börsengang begleiten, wirklich ­davon ausgingen"

    und 2.:



    "Alle an dem Börsengang Beteiligten verdienen umso mehr, je höher sie den Kurs pushen. Interessenkonflikt pur."

    Wo bitte soll denn da ein Interessenskonflikt bestehen?

  • Richtig der bin Salman, verkaufen solange das überhaupt noch einen Wert hat.



    Was ist eine Firma heute und beim aktuellen Vergleichszins wert, dann wenn die in angeblich 30 Jahren kein Geschäft mehr machen kann? Nix, genau! Jedes Jahr 3,33 % weniger, wenn mandann mal 3 % Rendite pro Jahr (vgl. z.B. mit Exxon) unterstellt.

    • 0G
      08088 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Man benötigt Erdöl nicht nur zum Heizen oder für Verbrennungskraftmotoren. Schauen wir mal wohin (weltweit) die Reise hingeht.