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wortwechselBahnbrechende Konzepte für den Klimaschutz

Eine „nachhaltige Bahn“ ist notwendiger denn je, argumentieren Bernhard Knierim und Winfried Wolf. Dem stimmen Leserinnen und Leser aus vollem Herzen zu

Transportiert kaum noch Güter, ist unpünktlich und zu teuer, Bistro geschlossen, Fahrplan ausgedünnt, fährt nachts nicht mehr: die Deutsche Bahn Foto: Julian Stratenschulte/dpa

„Die Schiene leben!“, taz vom 15. 10. 19

Das stimmt mich traurig

Ich danke Bernhard Knierim und Winfried Wolf für das außergewöhnliche 10-Punkte-Programm zur Erneuerung unserer Bahn. Seit 2002 habe ich kein Auto mehr und beobachte seit jenem Jahr die Entwicklung der Bahn-AG mit ihren in meinen Augen erschreckenden Auswirkungen. Alle zehn Punkte treffen voll zu.

In meinem Alltag und als Besitzerin einer BahnCard 25 erlebe ich besonders die merkwürdige Situation der Gutschein- und Schnäppchenwirtschaft. Spontanes Reisen mit der Bahn habe ich mir abgewöhnt. Gutscheine kommen in der Regel dann an, wenn ich ein Ticket gebucht habe. Eine Familienreise nach Ancona mit 11 Personen und einem Hund war vor drei Jahren mit der Bahn nicht möglich, es sei denn, wir hätten häufiges Umsteigen und dreistündiges Warten auf einem Schweizer Bahnhof in der Nacht in Kauf genommen; das geht mit kleinen und behinderten Menschen nicht. Leider mussten wir von Köln aus fliegen, und zwar mit Umsteigen in München. Ein Unding.

Eines stimmt mich nur traurig: Ich werde eine Veränderung der Deutschen Bahn AG im Sinne der 10 Punkte nicht mehr erleben. Anka Blendin, Köln

Es fehlt die Infrastruktur

Zehn Vorschläge für eine Reform der Bahn – sehr gut!

Zu Punkt 8 eine Ergänzung: Einen Zielfahrplan für den Deutschland-Takt gibt es bereits (erarbeitet von den Schweizer Experten der sma), allein es fehlt die Infrastruktur. Die Forderungen hier sind richtig, zur Präzisierung wäre aber wichtig nicht nur die „Ertüchtigung der Bahnknoten“, sondern der Zubau weiterer Gleise in den Knotenbahnhöfen: Dann können genügend Regionalzüge als Zubringer ankommen, ehe die Fernzüge ankommen und wieder abfahren, worauf dann die Anschlusszüge wieder abfahren.

Die Kapazität eines Schienennetzes liegt nicht auf der Strecke, sondern in den Bahnhöfen. Um diesen Ausbau (auch zweite Gleise und Elektrifizierung) zu erreichen, ist es aber dringend notwendig, den Bundesverkehrswegeplan anders zu realisieren: statt Einzelmaßnahmen nach politischem Gusto zu bevorzugen, muss klar sein, dass alle Projekte, die für den D-Takt nötig sind, Priorität haben.

Zu Punkt 6: bei den Infrastruktur-Entgelten sind wohl gemeint „Trassenpreise“, nicht „Ticketpreise“. Die Trassenpreise wurden bereits gesenkt, vielleicht ist das ein Vorzeichen künftiger Bahn-Politik.

Georg Fladt-Stähle, Leipzig

Eine Pflichtlektüre

Dieser Debattenbeitrag sollte jedem, der für die Bahn zuständig ist, zur Pflichtlektüre werden.

Der Wiederaufbau eines europäischen Tages- und Nachtzugnetzes würde ja in der Tat vermutlich viele dazu bringen, statt den Flieger die Bahn zu nutzen; vor allem, wenn die Strecken koordiniert angeboten werden.

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

Nachbesserung nötig

Das Klimaschutzpaket beinhaltet keine konkreten Pläne für den Schienengüterverkehr. Die ganze Aufmerksamkeit gilt dem Personenverkehr. Eine Reduzierung des Straßengüterverkehrs wäre ein großer Beitrag für den Klimaschutz.

Im Ganzzugverkehr gibt es Zuwachs. Dagegen geht der Einzelwagenverkehr immer mehr zurück. Er könnte aber durch gezielte Maßnahmen gefördert werden. Gleisanschlüsse und Containerterminals müssen auch für geringes Verkehrsaufkommen zur Verfügung gestellt werden. Ein Sonderprogramm 2020/2021 würde hier Verbesserungen bringen. Ich hoffe auf Nachbesserungen durch den Bundesrat. Heinrich Semmler, Hannover

Was für ein Männerbild!

„Sichtbarkeit schützt“, taz vom 15. 10. 19

Jetzt also mal wieder ein Loblied der taz auf das deutsche Modell der Prostitution, besser auf den mittlerweile deutschen Sonderweg in der Prostitution.

Es geht in der Tat um die Abschaffung der Prostitution. Aber es geht auch um ein Männerbild aus dem letzten Jahrhundert. Angeblich schafft das schwedische Modell des Sexkaufverbots nur einen unsichtbaren grauen Markt. Eine steile These die durch nichts belegt ist.

Was aber sichtbar ist in Deutschland, ist das deutsche Modell mit der Ausbeutung von Frauenkörpern, vorzugsweise aus Afrika und dem Armenviertel aus Europas Osten. Dieses Modell beschert einigen wenigen Bordellbetreibern beste Profite und es vergiftet das Frauenbild (alles eigentlich Huren).

Was ist das eigentlich für ein Männerbild im 21. Jahrhundert, das einfach behauptet, Männer seien tumbe Sexmonster. Und anders als Frauen bräuchten sie in jedem Alter Sex – mit wem, ist egal. In Deutschland feiern Jungmänner ihren Junggesellenabschied im Bordell, in Schweden sind das mittlerweile die loser. Sexkauf ist sexistischer Müll aus dem letzten Jahrhundert – abschaffen!

Uwe Barkow, Frankfurt am Main

Kommt das Chaos?

„Pragmatismus setzt sich durch“, „It’ s a deal!“, taz vom 18. 10. 19

Die taz macht groß mit dem Brexit auf. Dazu ein Artikel von drei (!) Autoren auf Seite 3 und eine Expertise – so weit, so gut.

Aber Informationen zu den entscheidenden Knackpunkten des Deals sucht man vergeblich: Wer wird denn die Waren an der EU-Außengrenze in der Irischen See kontrollieren: diejenigen, die ein Interesse daran haben, möglichst viel zu exportieren, oder die, die ihre Grenze gegen Waren aus zweifelhafter Produktion schützen wollen, wie es internationaler Standard ist? Und was passiert eigentlich, wenn der Sonderstatus von Nordirland nach vier Jahren („end of initial period“; laut taz 2025?! Diese Zahl kommt im Vertragstext nicht vor) abgelehnt wird?

Im „May-deal“ galt noch die sinnvolle Regelung, dass ein Handelsabkommen Voraussetzung für das Ende einer Übergangsregelung ist. Wie ist das im neuen Deal geregelt, gibt es dann eine Grenze zwischen Irland und Nordirland? Oder Chaos? Glaubt ihr, dass solche Knackpunkte des Deals eure Leserschaft gar nicht interessieren?

Olaf Rahmstorf, Konstanz

Nicht alles ist gut

„Der Daumen geht nach oben“, taz vom 15. 10. 19

Ein Dank an Henning Harnisch mit seiner Kolumne „Henningway“: Sie schreiben mir aus Kopf und Seele. Diese die Kommunikation tötende Floskel, „alles gut“, nervt mich schon lange. Man könnte auch sagen: Halt die Fresse und hau ab, aber „alles gut“ ist so schön salonfähig.

Ob verscheuchter Vater mit Kleinkindern auf Gehweg, dem ein davonradelnder Mensch „alles gut“ hinwirft, ob auf das „Tütchen“-Angebot die Bitte, keinen Plastikmüll zu verteilen – „alles gut“ stellt das Gegenüber verbal kalt. Soll es ja auch.

Ich teste je nach Situation Entgegnungen: „Manches ja, vieles nicht“, „Das hier eben nicht“ oder Fragen wie „was meinen Sie mit alles?“. Hat schon einige Male gut (!) gewirkt.

Petra Große-Stoltenberg, Hattingen

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