: Die Abhängigkeit wächst
In Myanmar sind von China finanzierte Großprojekte umstritten
Khin Yupar, 34, ist in Yangon Moderatorin und Reporterin des Fernsehsenders der Democratic Voice of Burma (DVB-TV), einem früheren Exilsender.
Von Khin Yupar
Zum Amtsantritt der demokratisch gewählten Regierung von Aung San Suu Kyi im Jahr 2016 hofften viele Menschen in Myanmar auf Investitionen aus westlichen Ländern. Doch kurze Zeit später gab es die Massenvertreibung der Rohingya und die Vereinten Nationen urteilten, dass sich dies am „Rande zum Genozid“ bewege. Daraufhin blieben viele Investitionen aus – jedoch nicht aus China.
Im ersten Halbjahr 2019 investierten Firmen aus China und Hongkong 590 Millionen US-Dollar der 2,35 Milliarden ihrer gesamten Auslandsinvestitionen in Myanmar, berichtete die japanische Nikkei Asian Review. Der China Myanmar Economic Corridor (CMEC) gehört zur ambitionierten Seidenstraßeninitiative (Belt und Road Initiative – BRI) der Volksrepublik. 30 Projekte hat China unter dem CMEC vorgeschlagen, neun davon hat Myanmar bereits zugestimmt.
Besonders kontrovers ist der Myitsone-Staudamm in Myanmars nördlichem Kachin-Staat. Die lokale Bevölkerung dort ist mehrheitlich gegen den Dammbau. „Wir fürchten, dass unser Dorf verschwindet. Das Gebiet um Myitsone ist sehr wichtig für unsere Geschichte, unsere Identität und unsere natürliche Ressourcen“, sagt ein Dorfbewohner dort. Laut der Kachin Development Networking Group, einer zivilgesellschaftlichen Initiative, die sich für soziale und ökologische Gerechtigkeit einsetzt, müssten für das Projekt 766 Quadratkilometer Land geflutet werden – eine Fläche größer als Hamburg. Das Wasser würde 47 Dörfer verschlucken. 10.000 Menschen würden ihre Häuser und Lebensgrundlage verlieren.
China will weitere 3,6 Milliarden US-Dollar in das noch von der letzten Militär-nahen Regierung im Oktober 2011 ausgesetzte Projekt investieren. Doch es regt sich zunehmend Widerstand, auch gegen andere Bauprojekte Chinas in Myanmar.
Nach Protesten von Anwohnern hat Myanmars Regierung den Ausbau der Kunming-Muse-Mandalay-Kyaukphyu Bahnstrecke zunächst vertagt. Die Bahntrasse gehört zu den größten Verkehrsprojekten des Landes und würde nach Meinung ihrer Befürworter Myanmars Infrastruktur erheblich verbessern. Sie soll die südchinesische Provinzhauptstadt Kunming mit Myanmars Tiefwasserhafen Kyaukphyu am Golf von Bengalen verbinden. China will dort weitere 1,3 Milliarden US-Dollar investieren und angeblich 100.000 Arbeitsplätze schaffen. Doch Aktivisten fürchten, dass die Projekte große Schäden für Mensch und Umwelt bedeuten könnten. Ganz zu schweigen von der Angst vor einer chinesischen Schuldenfalle.
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