: „Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen“
WACHSTUM Mit den steigenden Besucherzahlen will U Htay Aung, Vizeminister für Fremdenverkehr in Birma, die Armut bekämpfen
Anreise: Thai Airways International fliegt von München und Frankfurt am Main zweimal täglich über Bangkok nach Rangun; Singapore Airlines und Silk Air fliegen über Singapur. Ab November bietet Condor wöchentlich eine Direktverbindung Frankfurt–Rangun an. Hin- und Rückflug ab 800 Euro.
Veranstalter: Der Studienreiseanbieter Studiosus hat eine Vielzahl von Birmareisen im Programm (www.studiosus.com), ebenso Antares International (www.myanmar-reisen.de). Maßgeschneiderte Touren organisiert die örtliche Agentur Tint Tint Travel & Tours in Rangun (www.tinttintmyanmar.com).
Visum: Das Touristenvisum für einen bis zu vierwöchigen Aufenthalt stellt die Botschaft der Union von Myanmar aus. Kontakt: Thielallee 19, 14195 Berlin, Tel. (0 30) 2 06 15 70 (www.botschaft-myanmar.de).
Literatur: „Myanmar (Birma)“, Stefan Loose Travel Handbücher; DuMont-Reiseverlag; Ostfildern 2012; 24,99 Euro (www.stefan-loose.de).
INTERVIEW MARTIN H. PETRICH
taz: Herr U Htay Aung, wie sehen Sie die touristische Entwicklung in Ihrem Land?
U Htay Aung: Wir erleben einen enormen Zuwachs. Dieses Jahr erwarten wir etwa 550.000 Touristen, das sind 35 Prozent mehr als im Vorjahr. Aber es kommt nicht auf Wachstum an. Wir möchten uns im Wettbewerb durch Produktvielfalt, Abwechslung und Qualität durchsetzen, nicht nur durch den Preis.
Ihr Ministerium erarbeitet zusammen mit internationalen Experten Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Tourismuspolitik. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Wir wollen, dass sich der Tourismus Schritt für Schritt entwickelt. Natur, Kultur und Gesellschaft dürfen durch den Tourismus keinen Schaden nehmen. Ihr Schutz und Erhalt sind von höchster Bedeutung für unser Land. Der Tourismus hat politische Priorität, weil er als Jobmotor eine wichtige Rolle in der Armutsbekämpfung spielen kann.
Was unternimmt Ihr Ministerium, um sicherzustellen, dass sich der Tourismus verantwortungsvoll entwickelt?
Zusätzlich zu einer gewissenhaften Planung auf lokaler Ebene legen wir großen Wert auf Training im Hotel- und Gastronomiebereich sowie auf umweltfreundliche, sogenannte grüne Hotels und Unternehmen. Der private und der öffentliche Sektor streben eine Einbindung der Bevölkerung in den Tourismus an. Dabei möchten wir lokales Unternehmertum und das Engagement der Zivilbevölkerung fördern. Beides kann im Kampf gegen die Armut einen wichtigen Beitrag leisten.
Das kambodschanische Angkor wurde 2011 von über 1,6 Millionen Touristen besucht. Wie wollen Sie beispielsweise die Tempelstadt Bagan mit ihren über 2.300 Monumenten vor einem vergleichbaren Massenansturm schützen?
Noch haben wir keine kambodschanischen Verhältnisse. 2011 kamen ungefähr 120.000 Besucher nach Bagan. Derzeit gibt es dort nur knapp über 2.000 Hotelbetten. Wir müssen aber in der Tat sehr sorgfältig planen. Neue Unterkünfte dürfen nur außerhalb der archäologischen Zone errichtet werden.
Welche Marketingstrategie verfolgt Ihr Land?
Unser Präsident Thein Sein ist die beste Werbung für das Land, weil er für Reformen und eine Öffnung des Landes steht. Das macht das Ausland neugierig. Auch die Freundlichkeit der Einwohner Myanmars hat sich in der ganzen Welt herumgesprochen. Verglichen mit Thailand steckt unsere Tourismusindustrie allerdings noch in den Kinderschuhen. Deshalb geht es uns zunächst um die Entwicklung der Infrastruktur. Neue Hotels mit hohen Umweltstandards müssen gebaut, das Transportwesen verbessert und Arbeitskräfte ausgebildet werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen