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Kleiner Mann,was nun?

Von Dominic Johnson

Der „Speaker“ des britischen Unterhauses, Londons Gegenstück zum Präsidenten des Bundestages, ist ein ehrwürdiges Amt. Der Titel existiert seit 1377. Das kurzlebige Parlament, das der erste „Speaker“ Sir Thomas de Hungerford als „Halter des Rederechts“ leitete, ging in die Geschichte Englands als „Bad Parliament“ ein.

Der Titel „Bad Parliament“ wäre aus Sicht vieler Briten auch heute passend, aber über die Funktion „Halter des Rederechts“ ist Speaker John Bercow hinausgewachsen. Für ausländische Beobachter, die das House of Commons erst mit dem Brexit kennenlernen, und die Dinge, die man da heutzutage zu sehen bekommt, für normal halten, ist Bercow der Inbegriff des normalen Speakers: laut, aufgeblasen, arrogant, unhöflich, wortgewaltig.

In Wirklichkeit ist Bercow das Gegenteil von normal, und deswegen ist seine Ankündigung, das Amt am Abend des 31. Oktober niederzulegen, eine Zäsur. Eigentlich ist der Speaker strikt unpolitisch. Der Speaker äußert sich nie zu politischen Fragen und ergreift keine Stellung. Bercow tut all das, und zwar einseitig zugunsten der Versuche, den Brexit zu erschweren oder zu verhindern. Deswegen wird er von Brexit-Gegnern gefeiert, und deswegen will er nicht gehen, bevor ein No-Deal-Brexit am 31. Oktober nicht endgültig vom Tisch ist, also am Abend jenes Tages.

Seine Neigung, sich über Regeln hinwegzusetzen, wird selbstverständilch auch von Brexit-Gegnern gefeiert. Bercow erlaubt nicht nur deren Dringlichkeitsdebatten, sondern lässt auch zu, dass daraus Dringlichkeitsgesetze entstehen können, die ohne das übliche sorgfältige Prozedere verabschiedet werden. Wer in Zweifel zieht, dass er die Regeln korrekt auslegt, wird beschimpft. Seine Vergangenheit als Aktivist eines ultrarechten Studentenbundes in den 1980er Jahren scheint da deutlich durch.

Bercow hinterlässt viele Probleme. Wenn ein Speaker eine politische Agenda verfolgt, wie soll man dies dann einem anderen verbieten? Wer überprüft den Speaker – steht er etwa über dem Gesetz?

Ein Kommentator merkt an, Bercow sei „zu 20 Prozent Bannerträger der Hinterbänkler, zu 20 Prozent Geißel der Exekutive und zu 30 Prozent unausstehlicher Blödmann.“ Das summiere sich zwar nicht auf 100 Prozent, „aber er ist kein großer Mann“. Hochnäsige Kritiker behaupten sogar, er wolle mit seiner bewusst antiquierten Theatralik seine niedere Herkunft und seine geringe Körpergröße verbergen. Sie irren. John Bercow ist 1,68 – fünf Zentimeter größer als die Queen.

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