Stephanie Grimm
hört auf den Sound der Stadt
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Die Outdoor-Saison geht zu Ende. Es gilt, sich langsam wieder an die Innenräume heranzutasten. Einen guten Wiedereinstieg bietet am Freitag das West Germany (21 Uhr, Skalitzer Str. 133, 10 €). Neben Marc Marcovic, der sich mit seiner klassischen Gitarre an den Beschränkungen des dualistischen Denkens abarbeitet und in Fantasiesprachen improvisiert, sind die dicht klöppelnden La Tourette zu erleben, bestehend aus der Berliner Pianistin/Sängerin Reeh und dem Schlagzeuger Rudi Fischerlehner. Den Abschluss macht der tolle Soundbastler Oliver Doerell (unter anderem mit Dictaphone, Swod oder als Mitstreiter von Raz Ohara unterwegs) mit seiner neuesten Inkarnation, dem verspult groovenden Psychedelik-Elektronik-Projekt Cummi Flu.

Ebenfalls am Freitag gibt es die live wirklich bemerkenswerte Amanda Palmer im Admiralspalast (Friedrichstr. 101, Mitte, 49–60 €). Die umtriebige Ex-Sängerin der Dresden Dolls versteht es wie kaum jemand, ihr Publikum einzubinden. Im Frühjahr erschien ihr Album „There Will Be No Intermission“, crowdfinanziert und mit inhaltlichem Input von der Fanbase.

Um Vernetzung geht es auch bei der modifizierten Ausgabe des Torstraßenfests. Im Frühsommer vermisste man das alljährliche Herumtreiben zwischen den Clubs, die in Mitte noch das gute Leben hochhalten, schon arg. Jetzt gibt es doch noch eine Ausgabe unter dem Motto „Der Knoten“: gebündelt an einem Tag und an einem Ort, am Samstag in der Volksbühne (ab 14 Uhr, Rosa-Luxemburg-Platz, 26 €). Nachdem man in den letzten Jahren das Konzept stetig erweitert hatte, geht es diesmal um Konzentration – was aber nicht bedeuten soll, dass das Festival nicht bald wieder im geschätzten Flanierformat stattfindet. Freuen darf man sich auf eine bunte Melange, etwa mit der Dream-Pop Folkie Jessica Pratt oder der wirklich besonderen New Yorker Soulmusikerin duendita. Oder auch auf frische Sounds aus Berlin, etwa mit der Arabeske-Band Gazino Neukölln, die türkische Folklore mit westlichem Pop zusammenbringen, und dem noisigen Postrock von Die Wände.

Am Montag bringt dann das niederländische Quartett Pip Blom in der Kantine Berghain zusammen, was an den neunziger Jahren schön war: verschlurften Slackerrock à la Pavement mit den besseren Momenten des Britpop etwa (20 Uhr, Am Wriezener Bahnhof, 15,40 €). Musik, für die Grantler und bekennenden Indiehasser von den Sleaford Mods wohl sicher wenig übrig haben. Zu erleben ist das Electro-Rap-Duo am Dienstag und Mittwoch im Festsaal Kreuzberg (21 Uhr, Am Flutgraben 2, Mi ausverkauft, Di, 29,70 €).