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heute in hamburg„Polarisierung gibt es auf jeden Fall“

Foto: privat

Güngör Yilmaz, 58, wuchs in Istanbul auf und kam 1973 mit ihrer Familie nach Deutschland. Die Volkswirtin ist Mitglied der SPD-Fraktion und sitzt seit 2015 in der Bürgerschaft.

Interview Carlotta Kurth

taz: Frau Yilmaz, in der heutigen Diskussion geht es um die Auswirkungen der deutsch-türkischen Konflikte auf das Zusammenleben der Menschen in Deutschland. Welche Rolle spielt da der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan?

Güngör Yilmaz: Er spaltet auf jeden Fall die Menschen in der Türkei und spaltet daher auch hier. Selbst wenn Erdoğan nicht nach Deutschland kommen würde, spürt man trotzdem seinen Einfluss. Viele Menschen hier verfolgen sehr intensiv die türkische Politik und die Geschehnisse in der Türkei. Zum Teil läuft der Fernseher viele Stunden am Tag mit türkischen Programmen. Und sehr viele Sendungen sind regierungsnah. Deshalb ist auch klar, wie der Inhalt der Berichterstattung aussieht. Trotzdem muss ich ergänzen, dass es auch Sender gibt, die der Opposition sehr nah stehen und hier ebenfalls viele Menschen erreichen.

Entsteht die Spaltung also dadurch, dass man nur eine Seite der Berichterstattung rezipiert?

Das trägt dazu bei, ja. Vielleicht könnte man selbst einen Ausgleich finden, wenn man von beiden Seiten etwas hört, anstatt sich auf die Berichterstattung von ausschließlich einer Seite zu verlassen. Deutsche Medien erreichen türkischstämmige Menschen einfach nicht mit der Intensität, wie es türkische tun.

In den deutschen Medien wird ja auch eher negativ über die Türkei berichtet …

Genau, wenn über die Türkei berichtet wird, dann meist negativ. Viele empfinden das als türkeifeindlich und genauso einseitig wie die Berichterstattung der türkischen Medien.

Wie gespalten sind die Lager in Hamburg?

Diskussion „Identität, Inte­gration, Demokratie“ mit Güngör Yilmaz (SPD), Aycan Demirel, (Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus) und Maximilian Popp (Türkei-Korrespondent des Spiegel) : 19 Uhr, türkische Gemeinde, Hospitalstraße 111

Hier von einer Spaltung zu reden, ist vielleicht zu krass. Eine Polarisierung gibt es auf jeden Fall auch unter den Menschen in Hamburg. Das merkt man an den Zusammenkommen der Leute in Vereinen oder anderen Begegnungsorten. Hier treffen sich eher Gleichgesinnte. Allerdings muss man auch sagen, dass die Polarisierung in Hamburg eindeutig weniger ausgeprägt ist als die in der Türkei. Hier herrscht definitiv eine weniger feindliche Stimmung.

Wie geht es den türkischstämmigen Menschen denn allgemein in Hamburg?

Besser als woanders. Das hat mit Sicherheit auch mit der Offenheit der Großstadt zu tun. Wobei es ihnen immer noch nicht gut geht, ist bei der Wohnungssuche. Hier spürt man die Diskriminierung am meisten. Bei 20 Interessenten sind es einfach nicht die türkischen Namen, die bevorzugt werden.

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