piwik no script img

heute in bremen„In Probenloten wir die Grenzen aus“

Frank Stuckenbrok,53, seit 2002 Schauspieler im Inflagranti-Improtheater.

Interview Florian Fabozzi

taz: Herr Stuckenbrok, wie lässt sich eine Jubiläumsgala improvisieren?

Florian Fabozzi: Indem man dasselbe Prinzip verfolgt wie immer. Der Unterschied zu unseren normalen Auftritten liegt nur darin, dass heute Abend, neben dem Publikum, auch ehemalige Spieler*innen die Richtung vorgeben.

Wie schafft es ein Impro-Theater, 20 Jahre lang zu überdauern?

Wichtig ist, dass man innerhalb des Teams tolerant für andere Ansichten, Ideen und Humor ist. Als Team darf man niemals Routinen zulassen, sondern muss sich immer wieder erneuern und neue Herausforderungen suchen.

Sie bezeichnen sich selbst als „Theater ohne Konservierungsstoffe“. Was ist damit gemeint?

Im Improtheater ist jedes Spiel einzigartig und lässt sich nicht konservieren. Jedes Stück ist „frisch zubereitet“.

Es ist das, was den Reiz am Improtheater ausmacht?

Ja, aber da gibt es noch mehr. Für uns Schauspieler liegt der Reiz darin, in dem Moment vertieft zu sein, jeden kleinen Impuls im Spiel aufzunehmen und aus der eigenen Rolle heraus zu reagieren. Das Publikum ist fasziniert von der Unvorhersehbarkeit eines Improvisationsspiels. Man weiß beim Improtheater nie, was als nächstes passieren könnte.

Jubiläums­gala des Improtheaters „Inflagranti“ zum 20. Geburtstag, Schnürschuh-Theater, 19.30 Uhr

Inwieweit gibt es im Improtheater Tabus?

Das ist ein schwieriges Thema, über das wir auch intern oft diskutieren und bei dem wir uns auch nicht einig sind. In Proben loten wir immer die Grenzen aus und testen, wie wohl wir uns dabei fühlen. Ich persönlich bin der Meinung, dass man als Kunstfigur auf der Bühne alles sagen darf. Schließlich wollen wir die Zuschauer nicht entmündigen, indem wir ihre Vorgaben ablehnen.

Was ist Ihr prägendstes Erlebnis mit dem Theater gewesen?

2006 waren wir Mitorganisatoren der Theatersport-Weltmeisterschaft, die zum Kulturprogramm der Fußball-WM gehörte. Dort waren unter anderem Theatergruppen aus Kolumbien, Schweden, Neuseeland vor Ort. Es traten immer zwei Theatergruppen gegeneinander auf der Bühne an und stellten einander Aufgaben. Am Ende stimmte das Publikum darüber ab, welcher Auftritt ihnen mehr gefallen hat. Den ersten Platz haben wir leider verfehlt – der ging an Kanada.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen