briefe:
Was weg ist, ist weg
„Garnisonkirche in Potsdam: Umdenken gefordert“,
taz vom 20. 8. 2019
Die Bauhistorikerin Elke Nagel von der TU München sagte im April zur Brandkatastrophe von Notre-Dame in der Süddeutschen Zeitung: „Es wird nie mehr so werden, wie es einmal war. Schon alleine, weil ein Stein, der jetzt geschlagen wird, anders aussieht als einer, an dem ein Steinmetz im Mittelalter saß.“
Unabhängig von allen anderen inhaltlichen Diskussionen steht fest, dass rein ästhetisch betrachtet es nicht mehr die Garnisonkirche selbst ist, die es einmal war. In Nürnberg haben die Altstadtfreunde e. V. den im Krieg zerstörten Pellerhof mit Repliken wiederaufleben lassen, den sogar der Bayerische Rundfunk einmal als Mahnmal gegen den Faschismus bezeichnet hat. Ästhetisch ist das alles einfach nur unerträglicher Geschichtsrevisionismus, egal ob mit oder ohne Waffenschmuck und egal, ob in Dresden (Frauenkirche), Nürnberg (Pellerhof), Berlin (Stadtschloss) oder jetzt mit der womöglich nigelnagelneuen Garnisonkirche in Potsdam.
Ein Lernort der Geschichte, wie manche den Wiederaufbau nennen, kann auch einfach mal sein, wenn man die Geschichte akzeptiert, wie sie gelaufen ist. Der Protest der Künstlerkollegen und anderer ist also per se richtig, denn was weg ist, ist weg. Aufklären über die Zusammenhänge und den Geist der Versöhnung und des Friedens, wie ihn die Stiftung pflegen will, kann man auch anderweitig, dazu ist kein revisionistischer Wiederaufbau notwendig, insofern Glockenspiel abreißen, Rest nicht wieder aufbauen!
Karsten Neumann, Nürnberg
Akute Probleme
„Genickbruch für unsere Arbeit“,
taz vom 26. 8. 2019
Die taz hat es nie für nötig gehalten, über die seit Jahren akuten Probleme an der Johanna-Eck-Schule zu berichten. Der heutige Artikel ist in seiner Einseitigkeit und Parteilichkeit eine grobe Verfälschung der Situation und dürfte so nicht erscheinen. Keine Information über die massenhafte Lehrerabwanderung in den letzten Jahren, über den Rückzug aller Sozialarbeiter von KIDS e. V., über Abmeldung von Schülern durch ihre Eltern und, und, und. Keine Information über die Beschwerden langjährig hoch engagierter Mitarbeiter, die der Schulleiterin ein krasses Freund-Feind-Denken vorwerfen.
Ulrike Mallwitz-Lehwald, Berlin
5.000 für Tierrechte
Animal Rights March
Liebe taz, am gestrigen Sonntag demonstrierten über 5.000 Menschen in Berlin im Rahmen des Animal Rights March 2019 für eine tierleidfreie Gesellschaft, für die Abschaffung von Tierversuchen, für einen Verzicht auf Fleischkonsum, für die Förderung eines biologischen Pflanzenanbaus und somit für eine Welt, die eine Zukunft hat! Leider fand sich in der taz am Tag danach keinen Bericht über diese wichtige Aktion! Rüdiger Loeffelmeier, Berlin
Techno getanzt
„Ausgehen und rumstehen: Die Leute tanzten sogar oben auf der Nebelmaschine “, taz vom 20. 8. 2019
Ich finde es ja toll, dass Sie so viel unterwegs sind und so viel Spannendes sehen und erleben. Was ich nicht so toll finde, ist Ihre Bemerkung über die „Ü70“-Vernissagenbesucher. I
Ich selbst bin im Fast-Rentenalter und kenne etliche Freund*innen zwischen Mitte 50 und Anfang 70, mit denen ich oft auf Vernissagen und Ausstellungen unterwegs bin. Wir lassen keine ARTWeek, kein Gallery Weekend und keine noch so schräge Installation aus. Und übrigens – wir haben in den 90ern auch Techno getanzt! Susanne Tank, Berlin
Zu DDR-Zeiten …
taz.die tageszeitung Friedrichstr. 2110969 Berlin briefe@taz.de www.taz.de
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.
Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
„Radikaler Mietendeckel in Berlin: Jetzt wird’ s dirty“, taz.de vom 26. 8. 19
Ist das die Lösung, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen? Wie groß ist der Anteil des Mietwohnungsbestands, der renditeorientierten Großvermietern gehört? Die werden für anstehende Sanierungen immer einen guten Preis am Markt durchsetzen können, allein schon über Masse und Marktmacht. Und somit unter der Deckelung im Verhältnis weniger einbüßen müssen, als Einzelvermieter oder kleine Baugenossenschaften. Die lukrativen Fremdvermietungen über Airbnb und Co werden davon auch nicht erfasst, oder hat Berlin dieses Problem schon wirklich unter Kontrolle?
Kann mich noch erinnern, dass zu DDR-Zeiten ganze Häuser an die Kommunen „verschenkt“ wurden, weil die privaten Besitzer die Unterhaltskosten wegen der staatlich festgeschriebenen niedrigen Mieten nicht mehr aufbringen konnten. Angesichts der angespannten Situation im nahezu ausgebuchten Baugewerbe sollte man heute nicht übers Ziel hinaus schießen. Edward, taz.de
Funktioniert nicht
„Das richtige Signal“, taz.de vom 27. 8. 19
Wer ernsthaft bezahlbare Mieten für alle anstrebt, der kommt um drei Maßnahmen gar nicht herum: 1. Ein Mietendeckel. 2. Investitionen der öffentlichen Hand in den sozialen Wohnungsbau. 3. Ein generelles Privatisierungsverbot für öffentlich geförderten Wohnraum.
Die „Mietpreisbremse“ wollte mal wieder den Abzockern nur den Pelz waschen, ohne sie nass zu machen. So was kann gar nicht funktionieren. Rainer B., taz.de
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