Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Wasser macht einige der schönsten Musiken überhaupt. Da mag man vor dem inneren Ohr ruhig mal die verschiedenen Darreichungsformen durchgehen. Regen auf belaubten Bäumen, Bäche und Rinnsale im Gebirge, Wellen am Meer, von den sanft anrollenden bis hin zu großen Brechern. Kann man sich stundenlang anhören. Mit Wasser Musik zu machen, liegt da nicht sonderlich fern. Gongs in Wasserbecken zu hängen, ist eine beliebte Spielart. Oder man nimmt, wie die in Paris lebende Japanerin Tomoko Sauvage, Porzellanschüsseln mit Wasser und verstärkt diese mit „Hydrophonen“, sprich Mikrophonen unter Wasser. Aus den Feedbacks, die bei der Verstärkung entstehen, ergibt sich alles Weitere. Dazu passend hat Sauvage den Großen Wasserspeicher in Prenzlauer Berg als Ort für ihr Konzert am Donnerstag gewählt. Der begrenzten Plätze wegen wird um Erscheinen um 20 Uhr gebeten (Belforter Str., 21 Uhr, 10 €).
Oder man setzt, am selben Abend, auf Bewährtes. Wie den Vibrafonisten Roy Ayers. Der sich vor Jahrzehnten schon aus seiner angestammten Jazzecke herausbewegt hat, um sich mit diversen Mischformen unter Zugabe von Soul und Funk bis hin zu Disco zu behaupten. Im Gretchen präsentiert er seine silbernen und güldenen Vibrationen, die man ohne Angst vor Blödsinn gern „positiv“ nennen darf (Obentrautstr. 19-21, 20.30 Uhr, VVK 28 / AK 35 €).
Ansonsten gibt es das eine oder andere Festival zu begrüßen. Jazz in gebündelter Form haben die Kollektiv Nights im Angebot. Seit einigen Jahren feiert das Jazzkollektiv Berlin im Theater Tiyatrom. Am Dienstag geht es los. Den Auftakt macht am Dienstag der Saxofonist Felix Wahnschaffe mit seinem Trio Die Orgonauten. Unterstützt von Wolfgang Roggenkamp an der Orgel und dem Schlagzeuger Ray Kaczynski erkundet er den Blues und Soul, als Gast ergänzt vom Trompeter Martin Klingeberg. Der für neue Formen und Konstellationen sehr offene Posaunist Johannes Lauer wird am selben Tag mit dem Concertino Drei Fünf Sieben vertreten sein – neben ihm spielt ein Streichtrio aus Geige, Cello und Bass. Und das sind bloß die ersten zwei von insgesamt neun Auftritten (bis 29. 8., Alte Jakobstraße 12, 18/12 €, Festivalpass 50/35 €, Programm unter www.jazzkollektiv.de).
Und dann beginnt in dieser Woche auch das Festival für Dunkelheit und Beton, Berlin Atonal. Am Mittwoch ist es im Kraftwerk wieder so weit. Zu erleben ist unter anderem die Weltpremiere von Not Waving + Dark Mark, Letzterer ist unter dem Namen Mark Lanegan auch als Sänger der Queens Of The Stone Age bekannt (bis 1. 9., Köpenicker Str. 70, 22 Uhr, 37 €, www.berlin-atonal.com).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen