: So schlimm kann es werden
Katastrophe, Apokalypse – und was danach kommt: Eine kleine Filmreihe in Hamburg widmet sich ab Montag der Dystopie
Von Wilfried Hippen
Von der Zukunft erwarten viele schon lange nichts Gutes mehr, und dieser Zeitgeist spiegelt sich auch im Film – ob im Unterhaltungskino, im Arthouse-Segment oder in Dokumentationen. Will man eine Filmreihe zusammenstellen zu Dystopien, Klimakatastophe und Post-Apokalypse, dann besteht das Problem nicht darin, geeignete Filme zu finden. Es dürfte die Herausforderung gewesen sein, auszuwählen; sich gegen viele gute und thematisch passende Produktionen zu entscheiden.
Eben das hat Mark Peranson gemacht, neuer Programmleiter der Berlinale, und zwar im Auftrag der Kulturfabrik Kampnagel in Hamburg: Für dessen Sommerfestival hat er sechs Filme ausgewählt, die ab Montag im Alabama-Kino zu sehen sind. Neue wie alte Filme sind darunter, große Hollywoodproduktionen, aber auch Dokumentationen. Mindestens zum Eröffnungsfilm hat der Kurator ein persönliches Verhältnis: „Acid Forest“ (Mo, 12. 8., 19.30 Uhr; OmeU) gewann 2018 den „Goldenen Leoparden“ beim Festival von Locarno – und dessen Programmleiter war Peranson damals zum letzten Mal. Der litauische Dokumentarfilm zeigt die sterbenden Wälder an der Grenze zu Russland – „in atemberaubenden Horrorfilm-Bildern“, so heißt es.
Ebenfalls am Montag folgt um 21 Uhr dann mit „Take Shelter“ (OV) ein US-Katastrophenfilm aus dem Jahr 2011: Darin hat ein Arbeiter in Ohio beunruhigende Visionen von einem vernichtenden Sturm. Alle halten ihn für verrückt, doch er baut einen Schutzraum.
Richard Fleischers „Soylent Green“ (Di, 13. 8., 22 Uhr; OV) aus dem Jahr 1973 war einer der ersten dystopischen Filme eines großen Hollywoodstudios und gilt heute als Klassiker des Genres: In den USA des Jahres 2022 hat der Treibhauseffekt Landwirtschaft verunmöglicht, sodass – Achtung, Spoiler! – die Menschen sich von den sterblichen Überresten ihresgleichen ernähren müssen.
Am Montag, 19. 8., um 19.30 Uhr setzt die Doku „Wild Relatives“ (OmU) das Programm fort: Das Einlagern von Pflanzensamen aus aller Welt im norwegischen Permafrost veranschaulicht die Vielfalt, aber auch die Bedrohtheit der weltweiten Flora. Am selben Abend um 21 Uhr läuft dann Mike Judges Satire „Idiocracy“ (OmU), der die Idee einer Gesellschaft, in der die Dummheit regiert, weiterdenkt: Als ein Durchschnittsmensch nach vielen Jahren aus dem Kälteschlaf aufwacht, ist er plötzlich klüger als alle anderen.
Den Abschluss der Reihe bildet am Dienstag, 20. 8., „The Road Warrior – Mad Max 2“ aus dem Jahr 1981. In dem stilbildenden Actionfilm kämpft Mel Gibson gegen eine Horde fantasievoll kostümierter und frisierter Wegelagerer; es geht ums letzte Benzin, ohne das er nicht weiter durch die postapokalyptische australische Wüste brettern kann.
Alle Termine: www.kampnagel.de/de/sommerfestival
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen