weggeflext: Grüne und Schwarze sägen Bezirksamtsleiter ab
Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen. Am Horizont über Eimsbüttel ziehen dunkle Wolken auf, grünlich-schwarze, um genau zu sein. Denn die Grünen in der Bezirksversammlung wollen jetzt, ohne rot zu werden, mit der CDU paktieren. Dafür wird die bisherige Koalition mit der SPD beendet.
„Planungen für Mensch und Natur sind mit der CDU besser möglich“, behauptet der grüne Kreisvorsitzende, Justizsenator Till Steffen. Und der schwarze Kreischef und Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse versteigt sich zu der Ankündigung, dass CDU und Grüne Hamburg „in Richtung Nachhaltigkeit entwickeln“ wollen würden: „In Eimsbüttel könnten wir jetzt gemeinsam damit beginnen.“
Dafür zwar müsste die CDU sich nachgerade neu erfinden. Denn die Grünen, die bei der Bezirkswahl am 26. Mai mit 37,2 Prozent stärkste Partei vor SPD (23,1) und CDU (16,3) wurden, kündigen an, den öffentlichen Raum neu zu verteilen. „Mehr Platz für das Zufußgehen und Radfahren und für neue Bäume gibt es nur, wenn der Autoverkehr Platz abgibt“, skizziert Steffen eine Politik, welche die verbrennungsmotorbetriebene CDU nicht nur in Eimsbüttel bislang vehement abgelehnt hat.
Nun aber sollen und wollen die Unionschristen ausgerechnet rund um die christliche Osterstraße ihren jahrzehntelangen kompromisslosen Kampf gegen die Schöpfung aufgeben. Auf nichts ist mehr Verlass heute.
Und natürlich müssen auch Köpfe rollen für „das Umsteuern in der Klimakrise“, findet Steffen. SPD-Bezirksamtsleiter Kay Gätgens, erst vor knapp drei Jahren mit den Stimmen der Grünen ins Amt gewählt, wird zugunsten einer grünen Frau weichen müssen.
Mit Machtpolitik habe das aber gar nichts zu tun, beteuern sie im Bezirksamt am Grindelberg. Aber mit einem Probelauf für das Hamburger Rathaus am Alsterfleet nach der Bürgerschaftswahl im nächsten Februar. Dann drohen dunkle Wolken über der ganzen Stadt. Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen